Von schönen Dingen überfordert – Depressionen im Urlaub

„Urlaub ist toll – egal, wie lange er ist!“ … „Urlaub kann gar nicht lange genug sein!“ … „Im Urlaub geht es einem immer gut!“ – Sätze, die mir innerhalb der letzten Tage entgegen gebracht worden sind. Sätze, denen ich nicht zustimmen kann. Sätze, die mir zeigen, dass ich nicht so bin wie die meisten.

Sich von schönen Dingen überfordert fühlen – dass schaffen wohl auch nur Depressive.

Was irgendwie witzig klingt, ist schmerzhaft überwältigend zugleich. Wir waren jetzt selbst ein paar Tage unterwegs und von Sonnenschein, ausgesprochen lieben Menschen, Bergen und viel Natur umgeben. Wir haben so viel schönes gesehen, haben tolle Gespräche geführt und haben einige Tiere zum Anfassen nah kennengelernt, was mich besonders freute – genaugenommen 2 Hunde, 3 Ziegen und 5 Schafe 😉

Nach 3 Tagen saß ich meinem Freund mit Tränen in den Augen gegenüber und gestand ihm, dass mich das alles stresst. Dass ich unter immenser Anspannung stehe, mir schlecht und häufiger schwindelig ist und ich mich mit allem und jedem überfordert fühle.

Nach einigem hin und her meinerseits beschlossen wir bzw. ich, den Urlaub zu verkürzen – weil ich mit den schönen Dingen um mich herum nicht klar komme. Klingt ironisch, ist jedoch die traurige Wahrheit.

Das man mit starken Depressionen bzw. in einer akuten Krise nicht in den Urlaub fahren soll, wusste ich. In akuten Depressionen kann man die schönen Dinge gar nicht genießen, zumal man gar nichts fühlt. Dass einem die viele freie Zeit und der Druck, sich doch jetzt freuen zu müssen überfordert, klingt erstmal logisch.

Auch habe ich bei meinem letzten Urlaub gelernt, dass es mir im Urlaub nicht automatisch gut geht, wenn es mir vorher schlecht ging – mehr dazu in meinem Beitrag „Urlaub? – da muss es einem doch gut gehen!“

Doch ich war ja nicht in einer akuten Krise, erst recht nicht suizidal – also hätte doch auch alles gut werden können!?

Egal wie weit weg man fährt – vor sich selbst kann man nicht fliehen

Die Vorbereitung lief schon suboptimal – Donnerstagnachmittag zwischen Tasche packen und Wohnung aufräumen hatte ich noch eben eine Therapiesitzung, danach weiter Tasche packen, Tiere versorgen bzw. zur Urlaubsbetreuung fahren und dann ging es nach nur 4 Stunden Schlaf am Freitag früh um 6 Uhr los.

Normalerweise kann ich ganz gut im Auto schlafen, diesmal jedoch kreiste das Therapiegespräch in meinem Kopf herum, welches ich für mich noch nicht schriftlich in meinem Therapie-Tagebuch loslassen konnte.

Während der 8-stündigen Autofahrt hatte ich also genug Zeit, um über die Beziehung zu meinen Eltern und den daraus resultierenden Konflikten nachzudenken. Ich malte mir Szenarien aus, wie zukünftige Begegnungen verlaufen könnten und fragte mich permanent, wie ich aus diesem schwierigen Gefüge herauskommen könnte.

Hinzu kam, dass ich mir über alles mögliche Sorgen machte – ob auf der Autobahn alles gut geht, was passiert, wenn vor uns ein Auto einen Unfall hat, was ist, wenn meinem Freund während der Fahrt was passiert, was und wo der nächste Terror-Anschlag sein wird, ob es unseren Tieren gut gehen wird, was ist, wenn es bei uns im Haus bzw. in unserer Wohnung brennt während wir weg sind, wie es den Menschen geht, die ich mag, wie es beruflich mit mir weitergeht, mit welchem Todesfall ich als nächstes konfrontiert werde … Gedanken und Fragen teilweise ohne jeglichen Bezug zur Realität nahmen einen riesigen Raum in mir ein …

Irgendwann waren wir an unserem Ziel angekommen, schauten uns die Gegend an, lernten die Stadt kennen, unterhielten uns mit unseren Gastgebern bzw. unternahmen was mit diesen – während in meinem Kopf fast die ganze Zeit meine Sorgen und Gedanken wie Hintergrundmusik vor sich hin dudelten …

Ich war schon voll und wollte immer mehr aufnehmen

Mit meinen Gedanken und Sorgen war ich voll, habe es jedoch teilweise geschafft, diese zu verdrängen. Nun wollte ich die schönen Dinge noch aufnehmen. Dabei habe ich nicht bedacht, dass jedes Glas mal voll ist, egal, mit was es gefüllt ist – dem leckersten Saft oder der schlimmsten Brühe … voll ist voll!

So sehe ich das mit mir im nachhinein. Für all die schönen Dinge und Erlebnisse bin ich sehr dankbar und würde sie gerne wiederholen – muss mir jedoch auch eingestehen, dass das alles zusammen eine Reizüberflutung war, der ich nicht gewachsen war.

Das zu akzeptieren fällt mir schwer, da es nur wieder zeigt, dass ich nicht sehr belastbar bin. Umso schwieriger ist es, dass es nun schöne Dinge waren, die mir zeigten, wo meine Grenzen sind.

Und so bleibt die Frage, was ich beim nächsten Mal ändern kann und vielleicht auch ändern muss

Gar nicht mehr wegzufahren, kann ja nicht unbedingt die Lösung sein, zumal ich das ja auch nicht möchte. Ich würde gerne mehr Abstand von meinen Problemen und Sorgen gewinnen, möchte sie zu Hause liegen lassen – doch dass ist wohl noch ein längerer Lernprozess.

Im Urlaub waren wir oft nur zu zweit unterwegs, was ich sehr schön fand – am zweiten Abend haben wir auch mal „nichts“ gemacht und einfach nur auf dem Zimmer abgehangen und uns ausgeruht. Es gab also auch Pausen im Urlaub.

Und dennoch lief es schief. In der Konsequenz sind wir einen Tag eher nach Hause gefahren und mein Freund hat auch noch totales Verständnis für mich, meine Gefühle und die Situation – ein weiterer Punkt, der für mich unverständlich ist, für welchen ich jedoch auch sehr dankbar bin.

Zugleich fühle ich mich undankbar, habe Schuldgefühle, mache mir Selbstvorwürfe und bin von mir selbst enttäuscht.

Neben wirklich schöne Erinnerungen an die vergangenen Tage, bleibt die Frage, was ich beim nächsten Mal anders machen sollte, damit ein Urlaub auch wirklich ein Urlaub wird!?

Wie geht es Dir im Urlaub? Wie bereitest Du Dich vor? Musstest Du auch schon mal einen Urlaub abbrechen? Wie haben die Menschen reagiert, mit denen Du im Urlaub warst?

Und nun?

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Mitgliedschaften & Kooperationen

Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention ist seit 1972 die übergreifende Fachgesellschaft für Einrichtungen und Personen, die sich in Forschung, Lehre oder Praxis mit Suizidprävention befassen.

Die Deutsche Depressionsliga ist eine bundesweit aktive Patient:innen-vertretung. Sie ist eine reine Betroffenenorganisation, deren Mitglieder entweder selbst erkrankt sind oder aber sie sind Angehörige von Betroffenen.

Die Gründer:innen von Freunde fürs Leben sowie viele der (ehrenamtlich) Beteiligten haben selbst geliebte Menschen durch Suizid verloren. Ich selbst kenne Suizidgedanken von mir früher als auch Menschen, die dadurch verstorben sind.

Die Seminare von Seelische Erste Hilfe Leisten befähigen Menschen dazu, selbstbewusster, informierter und empathischer mit seelisch belasteten Personen umzugehen. Unser Ziel ist, dass analog zu körperlichen Erste-Hilfe-Kursen auch seelische Erste-Hilfe-Kurse fester Bestandteil einer Aus- oder Weiterbildung sind.

Gemeinsam gegen Depression ist eine Aufklärungskampagne von Janssen. Unterstützer:innen der Initiative und die Teilnehmenden des Aufrufs „Zeig Gesicht“ berichten über ihre ganz persönlichen Geschichten und teilen ihre Erfahrungen mit Depressionen.

Die Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung sind für Betroffene und Angehörige allgegenwärtig. Mutmachleute bewirken ein Umdenken in der Gesellschaft, denn psychisch kranke Menschen haben keine Lobby! Wir geben ihnen eine Stimme, damit sie heraustreten können aus ihrem Schattendasein.

Erfahrungen & Bewertungen zu Nora Fieling

13 Kommentare zu „Von schönen Dingen überfordert – Depressionen im Urlaub“

  1. Liebe Anni,

    Der Artikel passt gerade einfach perfekt.
    Ich habe drei Wochen und wir sind gleich Montag nach Gran Canaria geflogen, am ersten Urlaubstag.

    Ich habe mich so sehnlichst auf diesen Urlaub gefreut. Da ich mich aktuell nur ausgelaugt fühle. Depressionen sind eigentlich seit langer Zeit Geschichte, seit Jahren Geschichte. Hin und wieder gibt es Panikattacken. Aber seit Monaten fühle ich mich fertig, hatte auch ewig keinen Urlaub. Ich dachte da liegt das Problem.

    Scheinbar nicht. Mit akuter PMS ging es an Sachen packen und Kater versorgen und da war schon der erste Nervenzusammenbruch. Meine Nerven sind wie dünne Fäden, sie zerreißen einfach direkt.
    Heute an Tag 4 hatte ich 5 Panikattacken hintereinander und könnte nur heulen, bin totunglücklich und möchte einfach nur nach hause. Geht nur leider nicht so einfach.

    Eigentlich ist es hier schön. Nur für mich zu viel. Zu viel von allem. Zu viele Menschen, zu viel fremd, zu viele Geräusche, zu viele Eindrücke und die Affenhitze tut ihren Rest.
    Ich fühle mich beschissen und kann mich kaum an irgendetwas erfreuen. Das fremde macht mir aktuell hier fürchterliche Angst und ich fühle mich so unwohl.

    Für mich heißt es einfach durchhalten…

  2. Liebe Nora, hier lieg ich also im Jahr 2021 an einem Strand in Kroatien und kann jedes einzelne Wort in deinem Beitrag so gut nachvollziehen. Ich schaue aufs blaue Meer und sollte eigentlich nur glücklich sein, stattdessen würde ich am liebsten heulend in meinem Hotelzimmer verkriechen. Dabei hab ich mich so auf diesen Urlaub gefreut, die Corona Situation hat sich endlich gebessert, meinem Vater geht es besser und ich habe eine Auszeit von den Besuchen bei meiner Mama im Pflegeheim. Aber alle Sorgen haben mich eingeholt, schlimmer als gedacht..
    Aber deine Worte tun so gut, nicht allein mit diesen Gefühlen zu sein. Danke

  3. Hallo Nora,

    bin zufällig auf den Beitrag gestoßen. Habe zwar keine richtigen Depressionen, aber dafür Panikattacken – und die brechen meist im Urlaub aus.
    Ich erkläre mir selbst das allerdings eher umgekehrt: Im Urlaub hab ich keine Verpflichtungen, da muss ich nichts tun, da ist der Alltag, der ablenkt, weit weg – und auf die Entspannung hin folgt dann erst mal der Ausbruch von Aufgestautem und Verdrängtem.
    Leider vermasselt mir das auch somanche Urlaubs-Abende, und das Schlimmste daran ist, dass mir meine Mitreisenden (auch wenn sie alle ebenfalls immer verständnisvoll sind) immer so leid tun. Ich will ihnen ja auch nicht zur Last fallen …
    Ob ich von Schönem überfordert bin? Ich weiß es nicht, ich glaube nicht (habe aber wie gesagt auch keine richtigen Depressionen). Ich glaube, bei mir ist es so der heftige „Cut“ von Alltag -> Urlaub. Anspannung -> Entspannung.
    Irgendwie genauso seltsam, als Panikattackengeplagte zu sagen, dass zu viel Entspannung mitunter das Gegenteil bewirkt 😉 …

    Liebe Grüße
    Meli

  4. Liebe Nora,

    ich kann das gut nachvollziehen was du schreibst.

    Als ich vor einigen Jahren immer mal wieder Phasen hatte in denen ich besonders unter Ängsten und Depressionen litt versuchte ich soo sehr irgendetwas zu tun, das mir doch gut tun sollte.. Es gab Lebensphasen, da habe ich mir kaum etwas vorgenommen (wie Arbeit oder Studium) aus Angst mich zu überfordern. Ich stand einfach nur komplett unter Anspannung und konnte mich kaum auf etwas konzentrieren. Ich probierte verschiedenes aus. Fuhr mal auf einen Hof zum wwwoofen (world wide working on organic farms) oder auch mal zu Besuch zu Menschen oder Orten. Aber immer hatte ich auch mich im Gepäck. Schöne Momente sorgten damals oft für eine zusätzliche Anspannung oder auch das Gefühl von Traurigkeit. Darüber, dass ich das hier gerade tue oder sehe und trotzdem so neben mir stehe. Manchmal war dieses Gefühl von Traurigkeit aber auch fast schon was Gutes, denn es zeigte mir auf, dass ich etwas betrauere und drückte aus was ich in meiner Depression empfand.

    Vielleicht ist es auch ein bisschen das „Konzept Urlaub“, dessen Erwartungen uns von dem entfernen was wir gerade wirklich fühlen und brauchen.

    Ich war schon lange nicht mehr richtig im „Urlaub“. Heute freunde ich mich dafür mehr damit an, dass dieses Konzept vielleicht nicht so richtig mit meinem Lebenskonzept, in dem ich auch im Alltag und zwar gerade da, mir Auszeiten nehmen möchte, zusammenpasst.

    Ich habe für mich herausgefunden, dass ich eine Arbeit, die nicht das ausdrückt, was ich von Herzen gern tue, niemals werde ausüben können mit meinem sensiblen Wesen. Ich bin noch am darauf hinarbeiten ; )

    Und ansonsten gibt es einfach Dinge die ich, abgesehen von meiner Arbeit/meinem Beruf gerne tue, die mein inneres Kind zum strahlen bringt. Manchmal sind das Dinge für die ich an andere Orte fahre oder Menschen weiter weg besuche.

    Alles Liebe
    Sabine

  5. Du sprichst mir aus der Seele!!! Genauso ging’s mir auch immer. Bis ich festgestellt habe, das ich „Hochsensibel“ bin. Informiert euch darüber, ihr werdet soooo viele Aha’s erleben und Erklärungen die euch weiter helfen! Alleine die Erkenntnis hat mich Beruhigt und mir geholfen, mich im Urlaub besser zu entspannen!

  6. Hallo Nora,

    ich kann mich selbst in deinem Beitrag sehr gut wieder finden.

    Vor allem was die Sätze anderer Menschen betrifft, die dir bezüglich Urlaub entgegen gebracht wurden. Die noch mehr dazu beitragen, sich „anders“ zu fühlen. Als würde man selbst einfach etwas falsch machen, denn im Urlaub geht es einem ja eigentlich immer gut…

    Und dein Satz, sich von schönen Dingen überfordert zu fühlen, trifft es genau.
    Egal, ob es ein Urlaub ist oder ein anderes Ereignis, über das man sich doch eigentlich freuen sollte…

    Von den anderen Menschen, die in solchen Situationen bei mir waren, habe ich leider meistens überhaupt kein Verständnis erfahren. Sie konnten einfach nicht nachvollziehen, warum es mir nicht gut geht, obwohl doch die äußere Situation so toll ist. Und dieses Unverständnis führte bei mir dazu, dass ich mich noch schlechter fühlte. Denn abgesehen davon, dass ja offensichtlich etwas mit mir nicht stimmen konnte, ruinierte ich auch noch den anderen „normalen“ Menschen eine schöne Situation.

    Ich kann verstehen, dass du dir jetzt selbst Vorwürfe machst. Aber, und das vergisst man leider zu schnell, man trägt nicht die Schuld daran. Man hat sich das nicht so ausgesucht. Du hast dich nicht dafür entschieden, dass du dich in deinem Urlaub so fühlen wirst.

    Mal so ein profaner Vergleich, der mir aber manchmal hilft:
    In deinem Fall bist du z.B. im Urlaub, der Urlaub ist schön und dann bekommst du eine üble Grippe. Innerhalb von ein paar Stunden hast du Gliederschmerzen, Fieberschübe, Halsschmerzen, Schüttelfrost…. Einfach das ganze Programm. Und die äußeren Bedingungen des Urlaubs sind zwar immer noch die Gleichen. Aber so sehr du es dir auch wünscht, du kannst diesen Urlaub einfach nicht mehr genießen. Du willst nur noch nach Hause. Und diese Grippe hast du dir auch nicht ausgesucht.

    Liebe Grüße,

    Alice

    P.S. In solchen Situationen bin ich manchmal fast „froh“, wenn äußerlich etwas Negatives passiert. Damit ich meiner Umwelt zumindest einen „nachvollziehbaren“ Grund für meinen Gefühlszustand nennen kann…

    1. Hallo Alice,

      ja es stimmt – es ist nicht nur Urlaub … bei allen schönen Dingen merke ich, wie in mir ne Stimme ist die sagt, ich müsse mich jetzt doch freuen – weil die Sonne scheint, die Feier so toll ist oder oder oder … irgendwie geht das so jedoch nicht.

      Deine Schuldgefühle, anderen etwas schönes ruiniert zu haben, kann ich absolut nachvollziehen. Es ist sehr traurig, dass Dir überhaupt kein Verständnis entgegengebracht wurde 🙁 Somit fällt es einem natürlich noch schwerer, sich selbst Verständnis entgegen zu bringen.

      Das Du froh bist, wenn etwas negatives passiert kann ich ebenso absolut nachvollziehen – es gibt einen Grund, den jeder sieht/bemerkt … es ist für die meisten dann nachvollziehbar.

      Das mit der Grippe ist ein guter Vergleich … und doch finde ich, eine Grippe einfacher zu akzeptieren als ne depressive oder ängstliche Phase. Zumal die Grippe andere auch sehen/bemerken und dann auch eher akzeptieren.

      Manchmal fällt es mir halt doch noch schwer meine Depressionen zu akzeptieren :/

      1. Ja, das stimmt. Eine Grippe ist für die anderen leichter erkenn- und nachvollziehbar.
        Wobei manche Menschen selbst das unbegreiflich finden.
        „Du bleibst im Bett liegen, weil du eine Grippe hast? Lass dir Medikamente verschreiben und reiß dich zusammen.“

        Mit dem Akzeptieren habe ich auch noch einige Probleme, kann dich da gut verstehen…

    2. Danke für eure Einträge. Ich selbst liege gerade in einer Hängematte in Panama. Und es geht mir so schlecht, das ich am liebsten nach Hause fliegen möchte um sofort mit meiner Therapie fortzufahren. Ich habe die letzten Jahre über meine Grenzen gearbeitet u mich so auf diese 3 Wochen Urlaub gefreut. Habe für danach sogar schon meinen Arbeitsvertrag auf weniger Stunden reduziert…trotzdem lässt mich das nicht entspannen u mit Vorfreude auf alles neues blicken was kommt.

      Im Gegensatz, ich quäle mich mit blöden Gedanken, Angst verrückt zu sein, warum man nur so schwach ist und krank u die größte Angst, das einem nichts u niemand helfen kann.

      Mein armer Freund hat auch sehr viel Verständnis..was es manchmal umso schwieriger macht..

      Wie geht es dir mittlerweile? Wie hast du die Wochen direkt nach dem Urlaub erlebt??

      Ganz liebe Grüße,

      Luisa – aus der Hängematte, die die Sorgen hin und her schaukelt

  7. Liebe Nora,
    zuerst einmal brauchst du dich nicht schuldig fühlen, weil es nicht geklappt hat. Du hast denke ich eine sehr hohen Anspruch an dich selbst gestellt. So etwas kann nur schiefgehen! Schaffst du es denn auch den schönen Momenten, die du dort hattest Beachtung zu schenken oder grübelst du gerade nur über das schiefgehen nach?

    Ich fahre am liebsten in die Sonne ans Meer. Jedesmal ist es schon fast eine verzweifelte Flucht, weil ich mir so absolut sicher bin „Dort wird alles anders, dort geht es mir wieder gut“. Damit baue ich mir einen großen Druck auf. Denn keinesfalls ist es woanders einfach besser oder schöner oder entspannter oder sonstwas. Wir nehmen uns immer wieder mit – mit allen Gedanken und Emotionen.

    Ich denke jeder von uns muss schauen, was ihm in welcher Situation gut tut. Wenn Urlaub mit anderen Menschen verbunden ist, dann genügend Freiräume schaffen. Gar nicht so einfach seine Bedürfnisse wahrzunehmen und auch durchzusetzen.

    Annie

    1. Liebe Annie,

      nein, ich schätze auch die schönen Momente und Gespräche … nur ärgern tue ich mich dennoch :/ Anspruch … ja, vielleicht … doch eigentlich – es ist okay für mich bzw. ich kann damit umgehen, wenn ich im Urlaub nicht jeden Tag gute Laune habe und dass mir mal was im Magen quer liegt. Nur dass es jetzt so komisch schief ging, damit hatte ich nicht gerechnet und es verwirrt mich halt – auch in Bezug darauf, dass ich demnächst wieder ins Berufsleben einsteigen möchte und da ja ganz andere Belastungen haben werde. Wie kann/soll ich das schaffen, wenn es mir schon im Urlaub mit all dem schönen zuviel wird?

      Und das mit dem Freiraum … ich möchte das irgendwie teilweise gar nicht, weißt Du!? Ich habe daheim meinen Freiraum, doch im Urlaub möchte ich die Zeit zusammen mit meinem Freund genießen und Dinge unternehmen, für die wir sonst nicht so die Zeit oder Möglichkeit haben … ich glaube, manche Ecken und Kanten möchte ich von mir und meiner Krankheit noch nicht wahrhaben :/

      Und ja, Dein Schlusssatz ist leider wahr :/

      Dir liebe Grüße,
      Nora

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