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  • Expertin zum Thema Depression und Angsstörung aus eigener Krisen- und Genesungserfahrung 
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Mitgliedschaften & Kooperationen

Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention ist seit 1972 die übergreifende Fachgesellschaft für Einrichtungen und Personen, die sich in Forschung, Lehre oder Praxis mit Suizidprävention befassen.

Die Deutsche Depressionsliga ist eine bundesweit aktive Patient:innen-vertretung. Sie ist eine reine Betroffenenorganisation, deren Mitglieder entweder selbst erkrankt sind oder aber sie sind Angehörige von Betroffenen.

Die Gründer:innen von Freunde fürs Leben sowie viele der (ehrenamtlich) Beteiligten haben selbst geliebte Menschen durch Suizid verloren. Ich selbst kenne Suizidgedanken von mir früher als auch Menschen, die dadurch verstorben sind.

Die Seminare von Seelische Erste Hilfe Leisten befähigen Menschen dazu, selbstbewusster, informierter und empathischer mit seelisch belasteten Personen umzugehen. Unser Ziel ist, dass analog zu körperlichen Erste-Hilfe-Kursen auch seelische Erste-Hilfe-Kurse fester Bestandteil einer Aus- oder Weiterbildung sind.

Gemeinsam gegen Depression ist eine Aufklärungskampagne von Janssen. Unterstützer:innen der Initiative und die Teilnehmenden des Aufrufs „Zeig Gesicht“ berichten über ihre ganz persönlichen Geschichten und teilen ihre Erfahrungen mit Depressionen.

Die Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung sind für Betroffene und Angehörige allgegenwärtig. Mutmachleute bewirken ein Umdenken in der Gesellschaft, denn psychisch kranke Menschen haben keine Lobby! Wir geben ihnen eine Stimme, damit sie heraustreten können aus ihrem Schattendasein.

Mein Weg zu mir und meinem Leben

Nora Fieling
Foto: Steffen Roth



… und es kam die Zeit,
in der die Depressionen und Panikattacken
in einen längeren, tiefen Schlaf verfielen
und mein ICH den Weg ins Leben fand.
… und es kam die Zeit,
in der die Depressionen und Panikattacken
in einen längeren, tiefen Schlaf verfielen
und mein ICH den Weg ins Leben fand.

Hi, ich bin Nora, Baujahr 1985. Viele Jahre war ich krank. Vielleicht auch „einfach nur“ anders.

Nicht allein und doch allein

Als Kind habe ich depressive Züge entwickelt, welche sich in Ängstlichkeit, Unsicherheit, starker Traurigkeit, Hochsensibilität, Gedanken über den Sinn des Lebens und dem Tod als auch selbstverletzendem Verhalten äußerte. Dies wurde nicht bemerkt bzw. nicht weiter ernst genommen und ich selbst hab mich damals natürlich auch nicht verstanden. Zudem habe ich bei meiner Familie oder Freund*innen solche Eigenarten nicht gesehen, weshalb sich schnell in mir der Eindruck verankerte, dass unnormal und anders bin.

Als ich etwa 18 Jahre alt war, ist meine Hausärztin auf mein selbstverletzendes Verhalten aufmerksam geworden und hat mich zur Psychiaterin überwiesen. Kurz darauf begann meine erste Verhaltenstherapie beim Psychotherapeuten. Diagnose: Depression und Borderline Persönlichkeitsstörung Typ emotional-instabil.

Das war schwer anzunehmen und befreiend zugleich – ich bin nicht einfach nur anders, ich bin krank. Und vor allem bin ich nicht die einzige, die so ist. In dem Zeitraum wurde zudem das Internet zugänglicher und ich fand darüber andere Betroffene. Ich war endlich nicht mehr der einzige Mensch auf der Welt, der todtraurig war und nicht genau wusste, warum eigentlich. In meiner Heimatstadt war ich für mich dennoch allein, da ich mich nicht traute, mit anderen darüber zu sprechen. So war ich nicht allein und zugleich doch.

In den darauffolgenden Jahren bin ich aus beruflichen Gründen mehrmals umgezogen, bis ich mich 2008 in Berlin niederließ, um soziale Arbeit zu studieren. Aufgrund starker depressiver Episoden und Panikattacken musste ich dieses nach dem 4. Semester abbrechen. Anstelle dessen machte ich meine erste Erfahrung mit einer Psychiatrie. Es folgte die generalisierte Angststörung mit Panikattacken als weitere Diagnose.

Yeah, da ist ein netter Psychiater mit Kapazitäten

Therapeutische Unterstützung hatte ich zu der Zeit nicht, wobei ich zugeben muss, dass die Motivation bei all den Absagen schnell sank und ich die Suche recht bald aufgab. Dafür wurde mir ein sympathischer Psychiater empfohlen, der sogar noch neue Patient*innen aufnahm und bei dem ich auch heute noch bin.

Aufgrund seiner Empfehlung war ich in den letzten Jahren mehrmals für acht Wochen in einer Tagesklinik, was mir in meiner Alltagsstruktur als auch in meinem Umgang mit mir selbst sehr geholfen hat.

Als ich begann, mich selbst zu akzeptieren …

Das Annehmen meiner gesamten Diagnosen, meiner Gefühle und Gedanken, meines ganzen Ich-seins, hat so einige Jahre lang gedauert – in manchen Bereichen ist es noch in Arbeit. Die Entwicklung ist im Prozess. Vielleicht ein Leben lang.

Doch als ich begann, mich, meine Gedanken und alle meine Gefühle anzunehmen, zu respektieren und ihnen zuhörte – da begann ich, in mir zu genesen.

Alle Gefühle haben ihre Bedeutung, ihre Berechtigung und machen uns zu dem was wir sind: Hauptdiagnose MENSCH.

Und so entstand  mein Slogan „Ja zum Gefühl“.

Das Schreiben und ich

Schreiben war schon in der Kindheit eine Form der Entlastung. In meinem Tagesklinik-Aufenthalt im Sommer 2014 erwachte diese Leidenschaft wieder, wenn auch eher aus pragmatischen Gründen – ich schrieb ein Therapie-Tagebuch, um möglichst vieles festzuhalten. So entstand nach und nach auch die Idee für den Blog hier, der im Mai 2015 das Licht der Welt erblickte. Mehr dazu liest Du auf Warum der Blog?

Das Schreiben auf meinem Blog entlastet mich und hilft mir, meine Gedanken und Gefühle zu reflektieren. An einem Buch über Borderline durfte ich bereits mitwirken – „Konsequent ambivalent – 15 Frauen mit Borderline erzählen“ von Julia Straßburg, erschienen 2016 im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf. Mit anderen meines ehemaligen Ehrenamtes habe ich eine Broschüre entwickelt, in welcher wir über individuelle Selbsthilfe-Strategien schreiben. „Aus eigener Kraft – Wege der Selbsthilfe bei Depressionen und Ängsten“ kannst Du bei mir kostenfrei und gegen Portogebühr bestellen, alternativ erhältst Du es im pdf-Format als Giveaway, wenn Du meinen Newsletter abonnierst.

Weitere Veröffentlichungen, Gastbeiträge auf anderen Blogs oder in Zeitschriften und anderweitige Medienarbeit sind bzw. werden ich unter dem Reiter Veröffentlichungen nennen.

2020 veröffentlichte der Starks-Sture-Verlag mein erstes Buch „Depression – und jetzt? Wegweiser einer Erfahrungsexpertin“, in welchem ich fachliche Infos in (m)einen persönlichen Kontext setzte. Mehr dazu über folgenden Link „Mein Buch“.

Psychisch krank – und genau deswegen ein Job

Viele Jahre war ich arbeitsunfähig, arbeitslos oder war in einem Call-Center angestellt – alles nicht die pure Erfüllung. Über Selbsthilfegruppen und ehrenamtliche Engagements im psychosozialen Bereich fand ich einen Weg zu dem Beruf der zu mir passt und bei dem ich mich nicht verstecken muss. Ganz im Gegenteil – meine Krisen- und vor allem Genesungserfahrung ist eine wesentliche Ressource und Zusatzqualifikation.

Allen negativen Erwartungen zum Trotz schaffte ich es, mich in der Berufswelt zu positionieren und einen Arbeitsplatz im sozialen Bereich zu finden.

2019 absolvierte ich die Ex-In-Fortbildung und besuchte Weiterbildungen zum Mental-Coach, zur Resilienztrainerin und zuletzt (2021) zum Mental Health First Aid (Ersthelferin in psychischen Krisen). Zwei Jahre lange arbeitete ich als Ex-In-Genesungsbegleiterin hauptamtlich in der KIS Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe Pankow, als bis ich im Sommer 2020 dort kündigte, um in einem anderen sozialen Unternehmen anzufangen. Leider ging dies schief, so dass ich einige Zeit arbeitslos bzw. in Teilzeit selbstständig war.

Der Sprung in die Selbstständigkeit

Sehr lange wehrte ich mich, 100% als Selbstständige zu arbeiten. Ich brauchte Sicherheit – ein Netz, was ein regelmäßiges Einkommen ebenso wie die Zahlung der Sozialversicherungsbeiträge betraf. Zugleich wollte ich mit meinen eigenen Projekten, was Blog, Buch und ANKER-Selbsthilfe-Training betrifft weiterkommen. Ich hatte Anfragen für Seminare, Lesungen und Gastreferentin und noch dazu bin ich auf meinen Social-Media-Accounts aktiv. Dazu noch einen Job in Festanstellung, ganz gleich ob Voll- oder Teilzeit, wäre einfach zu viel gewesen.

Von daher stellte ich 2021 bei der Bundesagentur für Arbeit einen Antrag für einen Gründungszuschuss zur Selbstständigkeit, der mir sogar nach einem Jahr schon bewilligt wurde. Achtung! Das war natürlich etwas ironisch gemeint – es gab div. Hürden, was das betrifft und das die Bewilligung eines Jahres dauerte, ist keinesfalls lustig. Allg. erlebte ich bei Behörden div. strukturelle Diskriminierung.

Doch der Antrag wurde bewilligt und seit Juni 2022 bin ich offiziell selbstständig. Neben der Peer-Beratung (Betroffenenberatung für Erkrankte von Depression und Angststörung als auch Angehörige), arbeite ich im Team Erste Hilfe für die Psyche, gebe Seminare zur Suizidprävention als auch Seminare/Workshops auf Anfrage in Unternehmen und bin hier und da bei Anti-Stigma-Kampagnen dabei oder als Referentin an Hochschulen uä.

 Zusammengefasst habe ich dies auf folgender Seite: Selbstständigkeit

Via Steady habe ich ein weiteres Projekt gestartet und bietet ua an jedem 3. Mittwoch im Monat ein Zoom-Meeting an, wo ich Selbsthilfe-Übungen vorstelle und mit Dir in den Austausch gehen möchte. 

Hier erfährst Du mehr zu meinem Angebot via Steady.

Ich bin so viel mehr als meine Diagnosen

Neben meinen ganzen Symptomen und Belastungen, gab und gibt es auch sehr schöne Dinge in meinem Leben. Ich bin seit 2009 mit einem sehr verständnisvollen Partner zusammen, der mich trotz all meiner Macken liebt und unterstützt. Wir beide sind die Untermieter von Frettchen, welche unsere Herzen und nach und nach unsere Wohnung erobert haben 😜 Vor den Frettchen hatten wir drei Ratten. Tiere sind für mich ein sehr wichtiger Bestandteil geworden – sie unterstützen mich und helfen mir in meinem Alltag.

Nachdem ich viele Jahre infolge der Konzentrationsprobleme kaum längere Texte lesen konnte, gelang mir das seit ca. 2015 wieder – ich mag Bücher von Betroffenen, die über ihren Umgang mit ihrer Krankheit schreiben, lese aber auch gerne mal „anti-Psycho-Bücher“, so bspw. jene von Carlos-Ruiz Zafon, den „Steppenwolf“ von Hermann Hesse, „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder und besonders das Buch „Was Sachen mit uns machen“ von Roger-Pol Droit. Das Buch von Sonja Schiff „Was ich von alten Menschen über das Leben lernte“ ist auch zu einem meiner Herzensbücher geworden. Ganz besonders mag ich auch Kurzgeschichten!

Ich fotografiere auch gerne und liebe es total, Geschenke einzupacken. Vor allem wenn sich Geburtstagskinder Geld wünschen, mag ich es total, mich nach kreativen Ideen umzuschauen, um es peppiger zu verpacken als nur in einem Briefumschlag.

Während meiner Schulzeit war ich sehr viele Jahre in der Musikschule und habe Querflöte spielen gelernt. Das habe ich seit einigen Jahren leider vernachlässigt, weil ich kein Interesse mehr daran hatte. Neben dieser besitze ich ein Keyboard und eine Gitarre – beides zu lernen steht neben dem Erlernen der Gebärdensprache noch auf meiner I-want-Liste. Musik ist für mich sehr wichtig, sie drückt auch für mich so oft das aus, wozu mir die Worte fehlen. Von Klassik bis Rock und Metall höre ich so ziemlich alles, je nachdem was meine Stimmung wünscht.

Früher habe ich gerne Theater gespielt. Nein, nicht so, wie man es jetzt noch oft machen muss, um ja nicht aufzufallen, sondern so richtig mit Bühne, Scheinwerfern und sogar Publikum. In ein anderes Leben eintauchen und vor allem mal Charakterzüge an den Tag legen, die man sonst nicht so zeigen „darf“, fand ich absolut befreiend. Ja, einmal „musste“ ich in meiner Rolle sogar mal jemanden richtig anschreien – würde ich so nie machen. Und es war total toll, kann ich Dir sagen! – Seit Herbst 2021 bin ich wieder in einer Berliner Theatergruppe aktiv.

Es gibt so viel mehr als meine Diagnosen, die mich ausmachen. Nicht immer kann ich auf diese Ressourcen oder anderen Teile meines Ich´s zurückgreifen – ich versuche jedoch auch, diese nicht zu vergessen und mich wenigstens daran zu erinnern. Es gab und gibt schöne Dinge in meinem Leben, auch wenn ich sie nicht immer sehe oder noch weniger spüre. Doch selbst in Krisenzeiten wusste mein Kopf weiß, dass sie da sind … und so glaubte ich daran, dass ich es irgendwann wieder einmal mehr fühlen kann … dies war meine Hoffnung, um nicht aufzugeben!

Und jetzt?

Wir schreiben das Jahr 2024 und ich lebe. So richtig – nicht nur existieren, funktionieren, sondern LEBEN. Nach ca. drei Jahren beendete ich im Januar 2019 meine ambulante tiefenpsychologische Therapie bei einer total freundlichen Therapeutin. Seit Herbst 2020 begann ich nochmal eine Therapie bei einer ebenfalls total freundlichen Therapeutin.

Nicht, weil ich in einer Krise war, aus der ich allein nicht herausfand, sondern weil sich Themen auftaten, an die ich vor ein paar Jahren noch nicht ran kam. „Die Seele lässt nur das zu, was sie auszuhalten bereit ist.“, heißt es in einem Zitat. Und bei mir kam die Zeit, dass ich bereit war, mich mit manch traumatischen Erfahrungen als auch der inneren-Kind-Arbeit auseinanderzusetzen. In dem Kontext der letzten Therapie, die ich im Sommer 2024 beendete, wurde im Nachhinein eine kPTBS, eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert.

Dennoch: Seit etwa Anfang 2017 fühle ich mich genesen – damals hatte ich meine letzte ernste depressive Krise und Panikattacke. Es war auch etwa Mitte 2017, wo ich mich das letzte Mal selbst verletzt habe. Was die letzte Krise betrifft, muss ich die Aussage etwas revidieren, denn ich hatte im Herbst 2021 einen kurzen, aber intensiven Zusammenbruch, ebenso auch jetzt im Sommer 2024.

Noch nehme ich angstlösende Antidepressiva als auch ein Medikament zum Schlafen. Ob, wann und wie ich diese Medikamente ausschleichen werde, weiß ich nicht. Es ist ein Prozess, der seine Zeit und ich meine Geduld brauche. Aber das kann ich inzwischen annehmen.

Seit Januar 2015 besuche ich Selbsthilfegruppen. Anfangs war ich total skeptisch und voller Vorurteile diesen gegenüber – aber es kann wirklich einen unterstützen, helfen und guttun. Erst waren es Selbsthilfegruppen zum Thema Depression und Angststörung, seit März 2020 bin ich in einer Gruppe mit dem Thema „Emotionale und körperliche Gewalt in der Kindheit und Kontaktabbruch zu den Eltern“.

Mittlerweile fühle ich mich auf verschiedenen Ebenen genesen,  zugleich gibt es noch einige Baustellen.

All meine Diagnosen und Krisenerfahrung sind kein Manko mehr – sondern eine wichtige Zusatzqualifikation in meinem haupt- und ehrenamtlichen Tun.

Ehrenamt – noch ein kurzes Stichwort: Seit 2022 bin ich Mitglied im Berliner Netzwerk zur Suizidprävention. Dieses hat eine Fachstelle und ich bin seit Anfang 2023 Fachbeirätin in dem dazugehörigen Beirat tätig.

Ich konnte zu mir und meinem Leben finden, konnte genesen und ich möchte, dass auch andere ihren Weg finden. Meine  Erfahrungen kann ich nicht pauschalisieren, sie können nicht 1:1 auf andere Erkrankte übertragen werden. Doch vielleicht ist hier und da eine Inspiration, ein mutmachender Gedanke oder hoffnungsschenkender Satz dabei, der andere dazu verhilft, ihren Weg weiter zu gehen.

Und irgendwann wird es soweit sein, dass wir in unserer Gesellschaft offen über psychische Erkrankungen sprechen können und dürfen. Ohne eine Maske zu tragen. Ohne sich verstecken zu müssen.

Daran glaube ich und dafür setze ich mich ein – für mehr Entstigmatisierung und Enttabuisierung.

Für mehr Hoffnung und Empathie!

Mit gefühlvollen Grüßen,

Nora Fieling

Stand: 2022

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