Regen ist per se nicht schlecht. Er kann stärken. Zuviel Regen ist jedoch ungesund. So sind es oftmals anfangs kleine Regentropfen, die einen Menschen belasten. Doch diese sollen ja nicht jammern und mal klar kommen. Also versuchen sie, die Tropfen zu schlucken und die anfangs kleinen Anzeichen einer Depression mit sich selbst auszumachen. Doch dann kommt ein neuer Regentropfen und noch einer und noch einer und …
Depression – wenn die Regenwolke nicht mehr weiter zieht!
Irgendwann hängt also eine dicke, schwere Wolke über dem Menschen.
So oft wurde ihm gesagt, dass doch nichts ist … dass er mal nicht so empfindlich sein sollte … und vor allem soll der Mensch sich wegen so einer Regenwolke mal nicht so anstellen, in Asien sind die Menschen mit Tsunamis konfrontiert. – Das ist schlimm …
Also schweigt er. Und niemand sieht, wie er an den vermeintlich kleinen Regentropfen Stück für Stück ertrinkt …
Versteht, dass Menschen wie Bäume sind – manche sind stark und mächtig, sie halten auch einem starken Regen stand. Andere sind zart und klein, ihre Äste brechen bei jedem Tropfen ein Stückchen mehr.
Manchmal steht ein starker Baum neben einem schwachen, wodurch er ihn etwas schützen kann. Und manchmal stehen schwache Bäume alleine und sind den vielen Regentropfen schutzlos ausgeliefert.
Es gibt Bäume, die von einem Blitz getroffen wurden und munter weiter leben. Andere brauchen einige Zeit, ehe sie sich davon erholt haben.
Manche Bäume gehen aufgrund dessen ein und sterben.
Empfundenes Leid ist subjektiv. Wir können von außen nicht erkennen, ob jemand stark oder schwach ist.
Nur, weil Du dasselbe Erlebnis wie ein anderer hattest, bedeutet dies nicht, dass ihr beide es gleich gut oder schlecht und auf dieselbe Art verarbeiten könnt. Und nur, weil Du meinst, dass Du mit dem Problem eines anderen zurecht kommen würdest, heißt es nicht, dass der andere aufgrund dessen einfach so drüber steht.
Nimm ihn ernst, so wie Du ernst genommen werden möchtest!
Egal, wie groß oder klein Dir die Regenwolke erscheint. – Für den anderen verhindert sie vielleicht gerade jeglichen Kontakt zur Sonne …
7 Kommentare zu „Depression – wenn die dunkle Wolke nicht mehr weiter zieht!“
Hallo,
vor allen der letzte Satz ist sehr wichtig. Ich bin selbst betroffen von dieser schlimmen, lästigen und zermürbenden Krankheit. Früher berichtete ich auf meinem Blog depressiv-leben darüber. Diesen habe ich mitlerweile nicht mehr. Ich wollte einen neuen Weg gehen. Ohne Altlasten. Nach vorne schauen.
Der letzte Satz betrifft auch mich, meine Familie und mein Umfeld. Ich leide schon so lange unter einer Depression und Ängsten. So lange erzähle ich davon auf Familienfeiern und Treffen -zumindest den Menschen die es hören wollen 😉
Ich versuche zu informieren, Einblicke zu geben und die Gefühle zu erklären. Erst kürzlich hatte ich ein Erlebnis, was sehr gut zu dem letzten Satz passt. Aus unserer Familie leidet jemand unter Burnout. Diese Person sagte mir, dass Sie jetzt weiß, wovon ich früher berichtet habe. Sie fühlt jetzt ähnlich und kann meine Entscheidungen und Fassung nachvollziehen. Sie weiß jetzt, warum selbst kleine Aufgaben eine riesen Hürde darstellen können.
Ich erlebe oft, dass Menschen über andere urteilen, nicht verstehen warum derjenige mit einer Situation nicht klar kommt oder sich über etwas so einen Kopf macht. Das Problem ist, diese Menschen können oder wollen einfach nicht verstehen, dass selbst die kleinsten Alltagsaufgaben für jemanden zu einer unüberwindbaren Hürde werden können.
Deshalb möchte ich jeden raten auf sich zu schauen, die Menschen nicht zu verurteilen und sich eventuell mit den Hintergründen zu beschäftigen bzw. sich in das Gegenüber hineinzuversetzen.
Wir sind zum glück alle unterschiedlich. Haben unterschiedliche Interessen, Vorlieben und Ansichtsweisen. Das bedeutet auch, dass wir unterschiedlich fühlen und verschieden mit Belastungssituationen umgehen.
Aus diesem Grund sollten wir nicht urteilen, sondern vielmehr versuchen zu verstehen und zu akzeptieren. Für Betroffene ist es wichtig eine Hilfestellung zu bekommen, anstatt mit unqualifizierte Sprüchen belästigt zu werden.
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns auf meinem neuen Projekt http://www.leben-aendern darüber austauschen könnten.
Vielen Dank!!!
Hallo Dennis,
vielen Dank für Deine offene und ausführliche Mail. Gerne schaue ich kommende Tage auch auf Deiner neuen Seite mal vorbei.
Es ist beeindruckend, was Du alles geschafft hast und ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und Kraft bei Deinen weiteren Schritten!
Alles Gute & liebe Grüße aus Berlin,
Nora
Liebe Nora,
schöne passende Worte, die ich teile (wenn ich es schaffe auch wieder auf meinem Blog).
Daher plädiere ich auch dafür, dass der fachmännische Perspektivwechsel bzw. die Aufforderung, doch mal in den bildlichen Schuhen des anderen zu laufen, ziemlich überflüssig ist. Jeder hat eine eigene Persönlichkeit. Ich habe bisher auch viel gelitten, weil Menschen mir einreden wollten, ich gehe falsche Wege. Erst als mir der Inhalt Deines Textes im Laufes meines Lebens bewusst wurde (Gott sei Dank), konnten meine negative Reaktion und damit mein Leid aufhören.
Herzlicher Gruß
Claudia Riege
Liebe Claudia,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Ich wünsche Dir weiterhin, dass die dunklen Wolken weiterziehen und die negativen Reaktionen aufhören!
Alles Liebe,
Nora
Liebe Nora,
ein schön geschriebener Text und ein überzeugendes Plädoyer für mehr „Menschlichkeit“ und mehr Verständnis.
Leid ist immer individuell. Deswegen ist es schädlich, wenn man seine eigenen Maßstäbe an andere anlegt und meint, dass das, was bei einem selbst „funktioniert“, anderen auch helfen wird.
Es gibt nicht viel, das ein depressiver Mensch mehr benötigt als das Gefühl, nicht alleine gelassen zu werden.
Ich weiß, wovon ich spreche. Ich befinde mich gerade das dritte Mal in sechseinhalb Jahren in Behandlung in der Tagesklinik. Meine Freunde verstehen nicht alle, weswegen ich einen Rückfall erlitten habe. Ich verstehe es auch nicht ganz, aber sie sind für mich da -und das ist, was zählt.
Norbert
Lieber Norbert,
vielen Dank für Deine Zeilen.
Ja, dieses nicht-alleine-sein war auch bei mir ein wesentlicher Punkt, der mir half. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für Deinen weiteren Weg und hoffe, dass Du wieder zu Dir und Deinem Leben findest.
Liebe Grüße,
Nora
Liebe Nora,
danke für die Rückmeldung und die guten Wünsche.
Fünf Tage, nachdem ich meine Zeilen schrieb, war mein Aufenthalt in der TK beendet. „Zu mir selbst“ finden, das war es in der Tat, was wich wieder einmal musste.
Ich habe viel gelernt. Insbesondere über mich selbst, meine „Selbstheilungskräfte“ (inkl. bewusstes Absetzen des Psychopharmakons in der Zeit der TK), über den Wert von Symbolen (symbolische Verabschiedung von einer ehemaligen Freundin, die mich in der Zeit der TK schwer enttäuscht hatte, mittels eines Abschiedsbriefes, den sie zwar nie erhalten hat und nie erhalten wird, aber darum ging es nicht, sondern es ging ums „loslassen“) und darüber, dass ich nur dann weitere Rückfälle vermeiden kann, wenn ich wesentlich mehr als vorher radikale Akzeptanz anwende.
Du siehst, es war lehrreich… 😉
Ich bin übrigens deswegen etwas ausführlicher geworden, weil vielleicht jemand mitliest und erkennt, dass eine TK eine sehr gute Wahl sein kann, um aus einer psychischen Krise herauszukommen.
Sei auch Du lieb gegrüßt,
Norbert