Jahrelang litt Larissa Harold an einer Angststörung und mit dieser auch an der Ignoranz und das Herunterspielen der Erkrankung von Außenstehenden. Die 1987 in Recklinghausen geborene Ehefrau und Mutter dreier Mädchen schrieb über ihre Erfahrungen den Roman „Lost in myself“. Heute habe ich die junge Autorin bei mir auf dem Blog zu Gast und freue mich, dass sie mir ein paar Fragen über sich, ihr Leben und ihr Buch beantwortet.
Ich hab da mal ne Frage … an Larissa Harold,
Autorin von „Lost in myself“
Hey Larissa, wann und wie kamst Du auf die Idee, über Dich selbst einen Roman zu schreiben?
Da ich jahrelang unter einer Angststörung und Depression litt, die oft belächelt oder schier nicht ernstgenommen wurden, hatte ich eines Tages den Drang zu schreiben. Was ursprünglich nur für mich selbst bestimmt war, hat sich dann zu einer spannenden Liebesgeschichte entwickelt, die genau diese Themen aufgreift. Ich habe meine Protagonistin an einer Angststörung leiden lassen, einfach um einen Einblick zu gewähren, wie es ist, mit dieser Krankheit zu leben.
Mir persönlich war es ein Anliegen, gerade nicht-Betroffenen aufzuzeigen, dass das eine ernste Erkrankung ist, die keineswegs leichtfertig ignoriert werden darf. Gerade weil sich viele Betroffene Hilfe wünschen, aber nicht wissen, wie sie fragen sollen.
Wie war das damals bei Dir – wie alt warst Du bei der Diagnosestellung, welche Hilfe konntest Du nutzen und wie hast Du gelernt, Dich mit dieser Erkrankung zu arrangieren?
Erkrankt bin ich, als ich ungefähr 21 Jahre alt war. Das tückische an dieser Krankheit ist, dass es schleichend kommt. Es fing mit Unwohlsein an, so dass ich oft bestimmte Situationen gemieden habe.
Irgendwann hat es sich dann verselbstständigt und ich hatte Mühe, meine Wohnung überhaupt noch zu verlassen. Ich begann nach vielen Jahren des stillen vor mich hin Leidens eine Therapie, die mir kaum Erfolgserlebnisse verschaffte, da ich inzwischen einfach zu viele Ängste zeitgleich hatte. Was mir letztlich wirklich geholfen hat, kann ich nur spekulieren.
Wichtig ist es, immer und immer wieder zu versuchen, sich nicht von seinen Ängsten beherrschen zu lassen, kleine Erfolge zu würdigen und offen mit dem Thema umzugehen. Arrangieren konnte ich mich bis heute nicht wirklich mit der Krankheit, aber akzeptieren kann ich es. Meine Angststörung ist nicht mehr akut, aber ich denke ein kleines Stück der Krankheit wird mir wohl immer erhalten bleiben.
Was hättest Du Dir damals mehr an Hilfe und Unterstützung gewünscht?
Ganz klar: Toleranz und Akzeptanz! Sobald man sich nicht mehr verstecken muss, fällt es viel leichter gegen diese Krankheit anzukämpfen.
Weshalb ist eine Liebesgeschichte entstanden und kein autobiografischer Roman?
Das ist eine gute Frage 🙂 Ich denke einfach, dass ich nicht über die nötigen Kapazitäten und das Wissen verfüge, um eine Autobiographie oder einen Ratgeber zu schreiben. Abgesehen davon wäre mein Leben auch viel zu langweilig, um darüber zu schreiben 🙂
Aber mal Spaß beiseite: Mir ist es schon wichtig, einen gewissen Grad an Privatsphäre zu wahren und abgesehen davon, hätte ich gern mal eine Geschichte gelesen, in der die Protagonistin mit den selben Problemen kämpfen muss, wie ich damals und vermutlich viele, viele andere.
Dazu kommt, dass sich meine Protagonistin Marissa aufgrund ihrer Angststörung nicht aus ihrer emotional grausamen Ehe befreien kann. Erst als sie auf den charismatischen James trifft, nimmt ihr Leben eine rasante Wendung. Mit ganz viel Gefühl habe ich mich bemüht eine Liebesgeschichte zu schreiben, die mit reichlich Spannung und vielen Wendungen dem Leser eine Portion des berühmten „Aha-Effekts“ mit auf dem Weg gibt.
Und für alle Betroffenen eine strake Protagonistin, mit der sie sich identifizieren können.
Was ist Deine Wunschvorstellung, was Dein Buch bei den LeserInnen bewirkt?
Mein Wunsch hinter diesem Buch, neben einer emotionalen Liebesgeschichte, ist und bleibt folgender: Dass die Gesellschaft ihre Blickrichtung ändert!
Wir Menschen müssen endlich aufhören uns ständig zu kritisieren und zu bewerten. Zusammen könnten wir so vieles erreichen.
Wenn ihr jemanden kennt, der Hilfe benötigt, bitte signalisiert, dass ihr da seid! Und wenn ihr selbst betroffen seid, zögert nicht, Euch jemanden anzuvertrauen! Niemand sollte sich für ein psychisches Leiden schämen müssen.
Inzwischen ist sogar schon eine Fortsetzung des Romans erschienen – „Lost in doubts“. Was hat es damit auf sich?
Dazu muss ich kurz etwas ausholen. Lost in myself ist, wie auch die Fortsetzung, in erster Linie ein Liebesroman. Ich habe schon immer gern geschrieben, mich aber erst letztes Jahr getraut, etwas zu veröffentlichen.
Die Liebe zwischen James und Marissa war für mich etwas Besonderes, das ich gern zu Papier bringen wollte, um andere daran teilhaben zu lassen. Doch da mir die Thematiken einer Angststörung und auch Depressionen zu wichtig waren, habe ich meine Protagonistin so authentisch wie möglich aufzeigen lassen, wie es ist, mit solch einer Bürde zu leben.
Und wie es oft im Leben ist, hat sich diese Geschichte ständig weiterentwickelt und so entstand eine Fortsetzung. Denn mein Wunsch hinter diesen Büchern ist es, möglichst viele Leser zu erreichen, Ihnen eine spannende Story zu bieten und sie vorsichtig mit diesen wichtigen Themen in Berührung zu bringen.
Gibt es noch weitere Fortsetzungen oder andere Buchprojekte, die Du planst?
Tatsächlich schreibe ich gerade einen dritten Teil meiner „Lost-Reihe“. Ursprünglich sollte es nach dem zweiten Band enden, doch James und Marissa lassen mich zur Zeit einfach nicht los 🙂
Es bleibt spannend – vielen Dank für das Interview 😉
Mehr von Larissa erfahrt ihr auf Larissa´s Instagram-Profil und hier sind ihre Bücher verlinkt: