Wie ich vor einiger Zeit schrieb, war ich im Urlaub am Meer. Und in einem Ort befand sich in der Nähe ein Leuchtturm, der mich faszinierte und anzog.
Eines Abends schnappte ich mir meine Kamera und mein Stativ und ging los. Ich wollte so nah wie möglich an diesen Leuchtturm sein. Nach einem 20-minütigem Fußmarsch kletterte ich über ne Absperrung rüber und war da – bei meinem Leuchtturm. Und dann saß ich da, wartete darauf, dass es dunkel wurde und der Leuchtturm erstrahlen würde.
Eigentlich war alles nur für ein Foto gedacht … doch während ich auf die Nacht wartete, verselbstständigten sich meine Gedanken.
In Krisenzeiten scheint in mir keine Sonne und alles ist dunkelgrauschwarz. Oft fühle ich mich wie auf einer einsamen Insel. Eine Insel, auf der ich alleine bin, wo ich mich nur im Kreis drehen kann, aus der es keinen Ausweg gibt. Eine Insel, von der aus ich nichts sehe, außer einem Meer aus Tränen, Problemen und Selbstzweifeln.
Draußen, hinter dem Meer, da ist Festland. Das versuche ich zumindest in Krisenzeiten zu glauben, auch wenn die Zuversicht dessen oftmals schwindend gering ist.
Früher, als Kind und Jugendliche, wünschte ich mir jemanden, der mir hilft und mich von dieser einsamen Insel befreit. Jemand, der mich einfach an die Hand nimmt, zum Festland bringt und dann ist alles gut und nichts tut mehr weh.
Ja okay, manchmal wünsch ich mir das heute noch. Einfach ein Schnipser, eine richtige Tablette und dann ist alles gut und nichts tut mehr weh.
Jetzt gerade, wo ich wie ein kleines Kind ungeduldig darauf warte, dass es dunkel wird und der Leuchtturm doch endlich mal zu strahlen beginnt, fällt mir auf, dass mir so ein Leuchtturm in meinem Leben fehlte.
Mein Freund, keine Frage, ist mein Fels in der Brandung, mein Halt. Er unterstützt mich in meinen Träumen und Zielen und fängt mich auf, wenn diese wie Seifenblasen zerplatzen. Er ist für mich da und hält mich fest – er ist jedoch nicht mein Leuchtturm! Und das darf ich auch nicht erwarten oder hoffen.
Nein, mein Leuchtturm muss etwas weiter weg sein, darf nicht so nah an mir dran sein. Es muss jemand sein, der die Gefahren und Tücken des Meeres kennt und mir eine Richtung weisen kann. Jemand, der auf sicher auf dem Festland steht und mich dahin führen kann.
Meinen Leuchtturm habe ich in meiner Therapeutin gefunden – dessen bin ich mir so sicher wie man sich eher unsicherer Mensch eben sicher sein kann.
Ich werde den Sprung ins Meer wagen
Mittlerweile weiß ich, um von meiner einsamen Insel weg zukommen, muss ich ins Wasser springen und durchs Meer schwimmen. Mich meinen Strudel an Problemen stellen und durch diese kämpfen. Ich muss damit rechnen, dass ich mitten im Meer von einem Wassersog erfasst und auf den Grund des Meeres gezogen werde …
Wenn ich daran denke, habe ich Angst. Angst, gar nicht mehr an die Oberfläche des Meeres zu kommen. Angst, zu ertrinken. Angst, nicht das Festland zu erreichen …
Doch ich habe mir vorgenommen, den Weg ins Meer zu wagen. Anders werde ich nie das Festland erreichen. Und ich werde mit aller Kraft weiterschwimmen. Solange, bis ich nicht nur phasenweise mal eine Sandbank erreiche, sondern irgendwann am Festland ankomme. Und so werde ich in unbestimmter Zeit meine inneren Konflikte, meine Ängste und Depressionen in mir lösen.
Mein Leuchtturm wird mir dabei helfen, daran glaube ich! Das ist meine Hoffnung.
Wer oder was ist Dein Leuchtturm im Leben? Ich freue mich auf einen Kommentar von Dir 😉