Mithelfen kann so einfach sein und Freude bereiten. Dies zeigt der nachfolgende Gastbeitrag von Olaf Gülzow, dem Inhaber von Kinder-Eltern-Arbeit:
Ich habe meinen ersten aktiven und persönlichen Beitrag zur Flüchtlingshilfe geleistet. Damit habe ich etwas getan was viele tun, aber noch nicht genug machen.
Darüber zu lesen und sich über antifaschistische Beitäge zu ärgern ist das eine, doch das entscheidene ist, einfach hinzugehen und mitzumachen. Ich habe gut Reden, habe ich doch selbst alles von zu Hause aus beobachtet und mich dann engagiert.
Doch seit gestern bin ich um eine entscheidene Erfahrung reicher
Ich habe mich auf mein Fahrrad geschwungen und bin einfach losgefahren. Schnell noch am Copy-Shop vorbei und ein „Deutsch-Skript“ kopiert und dann ab zum Hamburger Messegelände.
Zunächst stand ich dort am Haupteingang Süd verloren und hilflos rum… Ich konnte zunächst niemanden finden, der mir den direkten Weg zur Einsatzstelle zeigen konnte. Überall saßen Grüppchen von Afghanen, Afrikanern und Syrern. Kein Deutsch, wenig Englisch…
Dann blieb mein Blick in den Augen eines jungen Mannes hängen, der auf der Treppe mit seinem Sohn saß. Neben ihm sein jüngerer Bruder. Auch sein Blick blieb in meinen Augen hängen. Komisches Gefühl, doch ich traute mich und ging auf ihn zu…
Das habe ich nicht von ihm erwartet, dass er auf mich zu geht… Er lächelte, doch ich spürte seine Unsicherheit. Sein Bruder sprach ein paar Brocken englisch und so redeten wir mit Händen und Füssen und lachten sogar zusammen…
Du Freund, ich Freund
Sie kamen aus Afghanistan und wir haben zusammen ein neues Wort gelernt, als ich sagte wer und was ich bin: „Ich bin ein Freund.“ … Freund … … „“Foit?“ sagte er – „Freund!“, erwiderte ich!
Ich reichte ihm die Hand und zeigte auf uns beide … Freund! Du Freund, ich Freund! Er lächelte wieder und sagte: „Du Freun…!“ – „FREUND!“ Wir übten bis er es richtig ausgesprochen hat!
Ich bin sicher, er hat es sich gemerkt. Und ich? Ich habe mich gefreut und war auch irgendwie stolz!
Dann fand ich jemanden, der mir erklären konnte, wo die Kleiderkammer ist, denn ich hatte noch ein paar schöne Klammotten mitgebracht. Vier Kinderhosen, sehr gut erhalten. In der Kleiderkammer habe ich sofort am Anmeldetisch einen Stift, Cuttermesser nd Klebeband bekommen.
Ich wurde freundlich und locker von anderen Freiwilligen eingewiesen! Für Getränke und zu Essen ist für alle Helfer gesorgt (natürlich auch aus Spenden von Supermärkten, Bäckereien und Pizzadiensten …). Und so lernte ich andere Gleichgesinnte kennen!
Es tat wirklich gut, dass zu tun! Und es ist eine absolut „Nazifreie Zone“!
Mein Fazit aus der Erfahrung
4 Kinderhosen, ein Deutsch-Lern-Skript, 3 Stunden Kleider sortieren und jemandem ein neues Wort beigebracht – das ist nicht viel bei der Menge an Not, doch eines habe ich dabei gelernt:
Mein Beitag war ein kleiner Wassertropfen und viele Wassertropfen ergeben einen See … und noch mehr Wassertropfen ergeben einen Ozean…!
Einen Ozean an Liebe, Mitgefühl und Miteinander …
In diesem Sinne – schaue Dich doch auch in Deiner Stadt mal um,
Olaf Gülzow
Dieser Beitrag ist Teil der Initiative Blogger für Flüchtlinge! – Wir schreiben solange, bis es auch der letzte verstanden hat, dass es sich bei Flüchtlingen um MENSCHEN handelt!
Wenn auch Du Dich in Deiner Stadt engagieren möchtest und keinen Plan hast, wie und wo Du anfangen kannst, dann schau mal unter wie kann ich helfen vorbei!