
Nach 9 Wochen medizinischer Reha bin ich nun seit ca. einem Monat wieder zu Hause. Während der Zeit in der Reha gab es Angstzustände, Panikattacken und ein ziemlich heftiger depressiver Einbruch mit Suizidgedanken. Doch als ich entlassen wurde, ging es mir relativ gut. Gut dahingehend, dass ich mich überhaupt nicht depressiv fühlte.
Angst und Depression – als ob sie sich ständig abwechseln wollen
Während der Reha habe ich mich vor allem in meinen beruflichen Zielen gestärkt – ich weiß, was ich möchte und ich weiß, dass ich es schaffen kann. Ich habe meine Träume, meine Ziele, meine Pläne. Ich fühle mich in meinem Tun, ja sogar in mir selbst bestärkt. Ich habe Menschen um mich, die mich mögen und die mich unterstützen – vor allem mental, was mir sehr wichtig ist.
Ich habe so vieles … doch vor allem habe ich Angst …
Nicht so wie sonst, wo mein Katastrophendenken im Vordergrund steht. Meine Angst sitzt gar nicht so sehr in meinen Gedanken, sondern viel mehr im Körper. Ich wache seit mehreren Wochen öfters mit Herzrasen auf, habe dieses nahezu permanent den ganzen Tag – sogar zu Hause, was sonst so gut wie gar nicht der Fall war. Mir ist andauernd schwindlig und ich rutsche mehrmals am Tag in diesen Unwirklichkeitszustand (Derealisation) ab, wo mir noch mehr schwindlig ist und ich mich fühle, als sei ich gar nicht richtig da, wo ich gerade bin. Als ob ich irgendwo in mir verschwunden bin.
Und ich weiß verdammt noch mal nicht, warum. Denn … wie oben geschrieben – mir geht es doch eigentlich gut!?
Die Reha hat natürlich nicht all meine Probleme gelöst, die Hauptarbeit liegt in meiner ambulanten Therapie bzw. in meinem Alltags-Leben noch vor mir. Doch ich fühlte mich in mir bestärkt und motiviert, als ich vor ein paar Wochen entlassen wurde.
Nur die Angst … die konnte ich nicht dalassen.
Trotz dieses schwierigen Zustandes bin ich unterwegs. Ich treffe mich mit meinen Freunden, nehme meine diversen Arzt- und Therapietermine wahr und besuche meine Selbsthilfegruppen.
Raus aus aus dem Nest – rein ins Leben
So dachte ich noch vor ein paar Wochen und auch irgendwie jetzt denke ich noch so. Denn ich möchte an der Umsetzung meiner Pläne und Träume arbeiten.
Natürlich ist es eine Umstellung gewesen, wieder daheim zu sein und mich selbst als auch meinen Tag selber zu strukturieren. Nicht alles klappt perfekt – gerade das morgendliche Aufstehen, wenn ich keinen Termin habe – doch im Großen und Ganzen komm ich halt klar.
Vor allem freue ich mich auf diverse Ereignisse, die mir bevorstehen. Sei es demnächst der Besuch eines Theaters, das Engagement meiner einen Selbsthilfegruppe oder auch die Vorbereitungen der Broschüre, welche zwei andere Betroffene und ich demnächst herausgeben. (Wenn alles klappt, werde ich diese hier auch als Download zur Verfügung stellen können – da muss ich mich vor allem zwecks der technischen Umsetzung mal noch schlau machen.) Inzwischen ist sie online: Broschüre aus eigener Kraft – Wege der Selbsthilfe bei Angst und Depression
Und dennoch habe ich dieses verdammte Herzrasen …
Und wieder die Frage – warum diese Angst? Angst vor dem Neuen? – Okay. Die ganzen Pläne und das, was so ansteht, das ist schon alles aufregend und da kann man schon mal Herzklopfen bekommen.
Doch Herzklopfen und Aufregung ist nicht Angst. Herzklopfen und Aufregung, das ist Nervosität. Und Nervosität kann natürlich auch ganz nervig sein, doch ich bin nicht nervös, ich habe Angst.
Und die Angst zieht mir die Mauer vor der Tür hoch.
Angst bewirkt, dass ich mich nur noch einschließen und verstecken möchte.
Angst nimmt mir die Luft zum Atmen.
Angst engt mich ein.
Angst raubt mir die Kraft.
Angst frisst mich auf.
Angst lähmt mich in meinem Sein.
Angst hindert mich am Leben.
Angst …
Angst macht mich dann doch depressiv …
Somit dreh ich mich gerade im Kreis … meine Gedanken finden zwar die Ausfahrt, ich kann mich ja auch ein wenig an den bevorstehenden Sachen erfreuen – ja, ich freue mich auf so manches.
Doch mein Herz das klopft im Kreis und rast vor sich hin … Kreisverkehr …
Und nun sitze ich hier, hab mein Herzrasen und meine positiven Gedanken … und merke, dass positives Denken eben doch nicht alles ist, auch wenn das immer so viele Menschen sagen … ich brauche gerade was anderes, weiß nur noch nicht was …
Nun mach ich mich gleich auf den Weg zu meiner Therapeutin.
Auf den Weg zu mir.
Auf den Weg zu ein paar Antworten …