

Ich war nun lange am Mittelmeer im Urlaub. Sonne, Meer, leckeres Essen, landestypische Live-Musik, Sightseeing-Touren und Faulenzer-Tage am Strand.
Eigentlich war es so, wie man sich einen Urlaub vorstellt. Eigentlich.
Urlaub – da möchte man sich ausruhen, entspannen, die Probleme in den Keller zu Hause verbannen, vom Alltag abschalten und die Seele baumeln lassen. Man möchte die Sommerluft genießen, die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut spüren und dem Meeresrauschen lauschen.
So stell ich mir zumindest einen relaxten Urlaubstag am Strand vor. Doch dass, von was ich Urlaub bräuchte ist nicht machbar. Ich hätte gerne ne Auszeit von meinem Kopf, meinen Gefühlen. Ich hätte gerne mal Urlaub von mir!
Egal ob physisch oder psychisch – Deine Schmerzen begleiten Dich, wohin Du auch gehst
Wenn man an Menschen mit Schmerzen, wie z. B. Migräne, denkt, dann kann man sich vorstellen, dass diese auch im Urlaub unter ihrer Krankheit leiden. Es ist relativ einfach zu verstehen, dass es ihnen nicht jederzeit gut geht, nur weil sie gerade im Urlaub sind. Da kommt ungeahnt eine Schmerzattacke, die sie aushalten müssen ohne zu wissen, was der Auslöser war.
Mit psychischen Krankheiten ist es halt genauso. Unverhofft wie eine Lawine überfallen einen Gedanken und Gefühle, die einen in Starre versetzen. Die alles um einen herum ausblenden und ihre ganze Aufmerksamkeit fordern. Und man selbst ist machtlos und ausgeliefert. Kaum ist ein Gedanke vorbei, kommt der nächste. Und das Grübeln und Chaos im Kopf beginnt von vorne.
Aber das möchte man natürlich nicht. Schließlich ist man im Urlaub, also schiebste das weg, versuchst nicht darüber nachzudenken, gehst schlafen, weil morgen möchteste ja weiter die Gegend erkunden.
Das Wegschieben oder Verdrängen klappt bei mir auch mehr oder weniger ganz gut. Was wiederum nicht gut ist. All das, was man verdrängt, rumort immer noch unbewusst in einem weiter, ob man nun will oder nicht. Und irgendwann ist man voll von vielen kleinen verdrängten Gedanken und Gefühlen. Wie eine Luftmatratze, die immer mehr Luft in sich aufnimmt, obwohl sie schon voll ist …
Es ist, wie wenn man einen kleinen Stein im Schuh hat. Einer allein, gut, der ist unangenehm jedoch verkraftbar. Es ist ja nur ein kleiner Stein, das hält man aus. Ein zweiter Stein dazu nervt schon ein bisschen mehr, aber man möchte ja auch nicht übertreiben. So schlimm ist es nun auch nicht. Kommt ein dritter Stein im Schuh hinzu, dann spürt man schon ziemlich deutlich den Schmerz, an den man durch jeden Schritt erinnert wird. Doch man kann ja noch laufen, sind doch nur drei kleine Steinchen.
Irgendwann beim vierten, fünften, sechsten Stein kannst Du nicht mehr einfach damit gehen. Es sind alles nur kleine Kieselsteine und jeder einzelne schmerzt, doch alle zusammen in einem Schuh sind nahezu unerträglich. Ein einfaches, lockeres Weitergehen ist kaum möglich. Es ist vielleicht noch nicht so schmerzhaft, dass die Steine einen lähmen, doch die Schmerzen sind permanent da.
Und dennoch …
Mittlerweile sind wir wieder daheim angelangt. Zuhause, dem Ort, an dem es okay ist, dass es mir nicht gut geht. Damit geht es mir besser. Als wenn es mir hier zu Hause schlecht gehen darf, im Urlaub aber nicht.
Und dennoch, trotz aller Anstrengungen oder auch Herausforderungen – es war ein total schöner Urlaub mit meinem Freund, für welchen ich sehr dankbar bin. Wir haben viel gesehen, erlebt und gelacht. Wir haben interessante Orte kennengelernt, hatten nette Begegnungen mit anderen Menschen und genossen die kulinarischen Feinheiten als auch deren landestypische Musik.
Hätte ich die Wahl, so würde ich diesen Urlaub noch einmal mit ihm erleben wollen.
Nur beim nächsten Mal würde ich versuchen, soweit es geht, mich gleich um den ersten Stein im Schuh zu kümmern, damit sich nicht wieder ein kleiner Berg ansammelt.
Vielleicht muss ich für mich auch erstmal akzeptieren lernen, dass Urlaub nicht gleichzeitig bedeutet, dass es mir automatisch super geht …