
Es gibt viele Menschen, die von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen betroffen sind und sich in eine Klinik begeben. Ein Aufenthalt in einer Psychiatrie ist noch sehr stigmatisiert – da sind doch nur die „Verrückten“. Viele können, manche wollen, es nicht verstehen, was in einer Klinik passiert und warum Gesprächstherapien oder auch Ergo-/Bewegungstherapien so oft so schwer und so oft so hilfreich für uns Betroffene sind. Myrthe von der Meer schreibt in ihrem Buch „Tiefdruckgebiet – Wie ich meine Depression in den Griff bekam“ offen darüber und gibt somit einen Einblick in ihren Klinikaufenthalt.
Über die Autorin
Myrthe von der Meer (Pseudonym) ist 1983 geboren und arbeitete als Lektorin in einem niederländischen Verlag. „Tiefdruckgebiet“ ist ihr erstes Buch, mit welchem sie über Nacht berühmt wurde und für welches sie zahlreiche Preise ausgezeichnet wurde.
Erster Satz
Auf den ersten Blick ist die Psychiatrie eine Station wie jede andere in der Klinik: Man geht mit einem Problem hinein und kommt geheilt – oder auch nicht – wieder heraus.
Inhalt
Oberflächlich gesehen führt Myrthe ein perfektes Leben: Eine junge, gut aussehende Frau, welche in ihrem Job erfolgreich aufgeht und in einer erfüllenden Beziehung lebt. Dass sie nahezu jeden Tag an den Tod denkt, erscheint für sie normal. Es ist halt ihre Marotte. Doch es kommt der Tag, an dem sie zusammenbricht und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird. Myrthe von der Meer schreibt über ihren Klinikaufenthalt, über Depression, über Mitpatienten, Medikamente und über die Beziehung mit dem Personal.
Meine Meinung
Über dieses Thema habe ich schon so einige Bücher gelesen und habe aufgrund dessen „Tiefdruckgebiet“ zunächst nicht wirklich Aufmerksamkeit geschenkt. Doch meine Neugierde war größer, so las ich doch zumindest die Leseprobe. Das Gespräch zwischen Myrthe und ihrem Arzt hat mich dazu bewogen, dass Buch vollständig zu lesen. Ihr Arzt sagt: „Sie sind nicht krank?“, woraufhin sie entgegnet: „Dann kann ich also auch nicht gesund werden?“
Und ich werde es keine Sekunde bereuen, dieses Buch gelesen zu haben. Selten habe ich so einen authentischen Bericht gelesen. Myrthe ist in der Annahme, dass jeder Menschen ständig an den Tod denkt, dass sie da gar nicht so anders ist. Erst durch die Ärzte stellt sie fest, dass bei ihr der Denkfehler liegt. Doch auch dann dann kann sie nicht wirklich loslassen. Es ist in ihr eingebrannt und gehört „einfach“ schon zu ihrem Alltag.
Man bekommt neben den Gesprächen mit Mitpatienten und dem Personal Einsicht in die Medikamente, die sie nimmt. Hierbei fand ich es realistisch, dass diese eben kein Heilmittel sind. Bei Myrthe haben sie nicht angeschlagen, egal was sie versuchte. Auch wenn dieser Umstand natürlich schwer für Myrthe ist, zeigt er Betroffenen als auch Nichtbetroffenen, dass sie nicht alleine sind, sollten bei ihnen die Medikamente auch nicht wirken. Medikamente können ein Stützpfeiler sein, sind es jedoch nicht bei und für jeden.
Der Alltag in der Klinik ist durchwachsen, Myrthe öffnet sich anfangs nicht sehr – sie spielt ein Schauspiel, gibt immer die taffe und lustige Frau. Doch sobald man in ihre Gedanken abtaucht merkt man, dass der Sarkasmus zwar da ist, dies jedoch mehr als Schutz, um sich nicht einzugestehen, wie schlecht es ihr denn wirklich geht. Einige Mitpatienten jagten mir und ihr Angst ein, zu anderen entsteht eine Freundschaft. Wenn auch nicht sehr detailliert, so erfährt man doch auch in groben Umrissen deren Geschichte.
Die Geschichte ist nicht aus, wenn man das Buch zuklappt. Myrthe ist nach dem Klinikaufenthalt nicht geheilt, auch habe ich das Gefühl, ihr ging es danach nur minimal besser. Daher fände ich es interessant zu wissen, wie es ihr Monate später in der „wirklichen Welt“ ging.
Doch dieses offene Ende macht deutlich, wie vielen anderen Betroffenen es nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie geht – es ist nicht alles ausgestanden. Man ist nicht auf einmal gesund und kann in sein altes, tolles Leben zurück (falls es diese Zeit gab). Die eigentliche Arbeit beginnt im Alltag danach, in der „echten“ Welt da „draußen“.
„Tiefdruckgebiet“ ist ein Buch, dass zeigt, dass eine Depression nicht nach einem Krankenhausaufenthalt und Medikamenten überwunden ist, sondern sich wie ein Kaugummi ziehen kann.
Absolut lesens- und empfehlenswert!
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Daten zum Buch
Name: Tiefdruckgebiet – Wie ich meine Depression in den Griff bekam
Autorin: Myrthe von der Meer
Verlag: Heyne
Sprache: deutsch
Seiten: 380
Format: Taschenbuch
ISBN: 978-3-453-60323-3
Erscheinungsdatum: 2015