Werbung | Wie erklärt man Kindern eine Depression, wenn wir Erwachsene kaum Worte dafür finden? 2014 stellte sich die Autorin Claudia Gliemann dieser Herausforderung. Ihr Kinderbuch stellte ich in meinem gleichnamigen Blog-Beitrag vor ein paar Jahren vor: „Papas Seele hat Schnupfen“. Doch sehr oft ist es mit einer einmaligen depressiven Krise nicht überstanden und manchmal braucht es intensivere Unterstützung, als eine ambulante Psychotherapie. So folgte eine Fortsetzung des Kinderbuches und es entstand „Ein Muffin für Nele“.
Über die Autorin
Claudia Gliemann arbeitet seit mehr als 15 Jahren als Übersetzerin von Kinderbüchern. Ihren eigenen Kinderbuchverlag namens MONTEROSA gründete sie 2010. Von ihr veröffentliche Kinderbücher sind „Rotkäppchen, wie geht es dir?“ (Thema Trauma, Traumatherapie), „Ein Schlüssel für Mama“ (Thema Corona, Arbeitslosigkeit, Depression), „Papa Elefant – Sind wir bald da?“ (Thema Resilienz/Frustrationstoleranz).
Für ihr Buch „Papas Seele hat Schnupfen“ erhielt sie im November 2015 den Anti-Stigma-Preis von der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie).
Erster Satz
Hallo, ich bin Nele, mein Zuhause ist der Zirkus Miraconda.
Inhalt/Klappentext
Neles Eltern sind Seilartisten. Die besten auf der ganzen Welt. Das waren sie zumindest. Bis Neles Papa krank wurde, aber nicht körperlich, sondern in der Seele. Neles Papa leidet an Depressionen und findet in einer Klinik für die Seele Hilfe.
Aber wie sieht es eigentlich in so einer Klinik für die Seele aus? Gibt es dort Röntgengeräte für die Seele? Was wird dort überhaupt gemacht? Welche Patienten gibt es dort? Was gibt es da zu essen? Welche Therapien? Fragen über Fragen …
Für „Papas Seele hat Schnupfen – Ein Muffin für Nele“ durfte Claudia Gliemann zwei Wochen lang in einer Klinik zu Gast sein. Sie war auf ganz unterschiedlichen Stationen, durfte bei einigen Patientengesprächen dabei sein und viele Therapien selbst mitmachen, unterhielt sich mit Patienten und Mitarbeitern und schenkt uns damit einen Einblick in eine Welt, in der sich große und kleine Patienten und Patientinnen um ihre Seelen kümmern können.
Meine Meinung
Es ist so herrlich einfach.
Kennst Du das, dass Dir alles furchtbar unangenehm ist und Du Dich für all Deine Diagnosen und Gefühle schämst? Mir war es vor allem früher sehr peinlich, von meinen Therapien oder psychischen Problemen zu erzählen. Meine eigenen (meist abwertenden) Gedanken führten dazu, dass ich in einem Ton darüber sprach, der mir selbst gegenüber respektlos war.
In dem Buch „Papas Seele hat Schnupfen – Ein Muffin für Nele“ erklärt Claudia Gliemann vieles rund um die Psyche, die Depression und die Psychiatrie. Ohne Bewertung, also ziemlich neutral und leicht verständlich. Nicht nur für Kinder.
Auch wenn es ein Buch für Kinder ab sechs Jahren ist, so ist es auch eines für uns Erwachsenen (und deren inneren Kinder). Denn wir haben oftmals verlernt, Dinge abseits gesellschaftlicher Bewertungen zu betrachten.
Claudia Gliemanns Buch erzählt einfühlsam und liebevoll die Geschichte, von Nele und ihrem Papa, der wegen der Depression in der Klinik ist. Es sind sehr kurze Kapitel und diese wiederum abwechslungsreich geschrieben. Mal erzählerisch und mal in Form eines Briefes, den Nele ihrem Papa, er ihr oder er seinen Eltern schreibt.
Wie auch im vorangegangenen Buch um Nele und ihren Papa, wurde auch dieses ansprechend und zauberhaft von Nadia Faichney illustriert.
Was mir ebenso gefiel, war die Erklärung der Therapieeinheiten, Krankheitsbilder oder auch Berufszweige, die in der Psychiatrie vorkommen. Kurz und knapp auf den Punkt gebracht, so dass sie im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht zu verstehen sind.
Man darf nicht verlernen, die Welt mit Kinderaugen zu sehen.
~ Henry Matisse
Diese Themen sind sehr komplex und wir Erwachsenen haben oftmals den Anspruch, die Dinge unbedingt verstehen zu wollen. Manches können wir aber nicht verstehen, geschweige denn nachvollziehen. Auch ohne dieses können wir Verständnis für erkrankte Mitmenschen aufbringen.
Und vielleicht kann dieser kindgerechte Ansatz in diesem Buch in der Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen eine Anregung sein: Solche Erkrankungen und Umstände durch die Augen eines Kindes zu sehen – anstatt durch unsere Brillengläser, die oftmals von Bewertungen negativ gefärbt sind.
Besonders ansprechend und realistisch empfand ich es auch dieses Mal, dass es kein Happy End gibt. Zwar wird der Papa recht stabil aus der Klinik entlassen, doch ist nicht alles „so wie früher“.
Er hat für sich ein paar Ursachen erkannt, die wir im Verlauf der Geschichte erfahren, und daraus seine Konsequenzen gezogen. Er veränderte nicht nur sich, sondern auch etwas in seinem Leben.
Ich finde, es ist ein hilfreiches und lesenswertes Buch für Eltern, Pädagog:innen, Therapeut:innen und vor allem für Kinder/Jugendliche.
Zu dem ersten Buch „Papas Seele hat Schnupfen“ gibt es zudem anschauliche und ebenso zauberhaft illustrierte Unterrichtsimpulse für Schüler:innen der 3. bis 6. Klasse.
Es ist auf sechs Schulstunden ausgelegt und beinhaltet eine CD mit Liedern, Texten und Arbeitsmaterialien.
Daten zum Buch
Name: Papas Seele hat Schnupfen – Ein Muffin für Nele
Autorin: Claudia Gliemann
Verlag: MONTEROSA
Sprache: deutsch
Seiten: 194
Format: Hardcover
ISBN-10: 978-3-942640-15-2
Erscheinungsdatum: 2021
Link zum Verlag: MONTEROSA
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