Viele Jahre konnte ich aufgrund der Konzentrationsprobleme durch meine Depression nicht lesen und verlor das Interesse an Büchern. Doch seitdem es mir psychisch besser geht, erhielt auch die Liebe zu Büchern wieder eine neue Chance.
Stück für Stück arbeite ich mich an meinem SuB (Stapel ungelesener Bücher) entlang und freue mich vor allem über jene von anderen Betroffenen, die offen über sich und ihren Umgang mit einer psychischen Erkrankung schreiben.
Denn dass diese noch immer stigmatisiert sind und viele Erkrankte sich schämen und nicht trauen, darüber zu sprechen, ist ein offenes Geheimnis. Viele (betroffene) Menschen sind dabei, dieses aufzubrechen – so auch Bettina Kilb, welche das Buch „Als ich aufhörte, mich zu bekämpfen und mich selbst an die Hand nahm“ schrieb und über ihre Erfahrungen mit Borderline, Depression und Ess-Störung schrieb.
Über die Autorin
Bettina Kilb wurde 1998 Nähe Frankfurth geboren und hat Erfahrungen mit Borderline, Ess-Störungen und Depression. Auf ihrem Instagram-Account vielleichtwirdsvielleichter schreibt sie über ihre Erfahrungen mit den Erkrankungen und leistet somit einen wichtigen Teil zur Entstigmatisierung und Enttabuisierung dieser.
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Erster Satz
Vielleicht musste ich erst die Orientierung verlieren, um klar zu sehen.
Inhalt/Klappentext
Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es ist ein Leben voller Gegensätze – von intensivsten Gefühlen zu absoluter Leere. Eine tiefe Sehnsucht nach Nähe, aber auch große Angst, sie zuzulassen. Angst zu vertrauen, weil man verletzt werden könnte, aber auch Angst, allein zu sein. Manchmal bedeutet Borderline für mich, einen täglichen Kampf zu führen, um diese Welt auszuhalten. Ein stetiges Suchen nach Halt, weil ich ihn in mir selbst nicht immer finde. Aber manchmal ist es auch Dankbarkeit, die Fähigkeit zu besitzen, so stark fühlen zu können. So intensiv mit anderen Menschen in Verbindung treten zu können. So kreativ, empathisch und mitreißend zu sein.
Mit diesem Buch möchte ich die Möglichkeit geben, sich intensiver mit dem Innenleben psychisch kranker Menschen auseinanderzusetzen. Ich möchte über Borderline, Ess-Störungen und Depressionen aufklären und Verständnis schaffen. Vor allem aber möchte ich Mut machen, niemals aufzugeben. Denn es wird leichter.
Meine Meinung
Fachliche Infos, persönliche Erfahrungen, praktische Übungen, Tagebucheinträge, kurze Gedichte und sogar kleine Zeichnungen – all das findest Du in dem Buch von Bettina Kilb. So wurde es für mich zu einem sehr abwechslungsreichem Lese-Abenteuer.
In vielen Aussagen fand ich mich als Depressionserfahrene wieder, bei anderen Themen – mit denen ich keine persönlichen Erfahrungen habe – lernte ich dazu und hier und da nahm ich Inspiration für Übungen in meinem Alltag mit.
Manche der Tipps und Ratschläge sind für mich persönlich weniger hilfreich gewesen – doch das ist etwas, was uns Individuen ja ausmacht. Jeder Mensch sollte und darf sich ausprobieren, um eben das zu nutzen, was ihm hilft. Auch wenn viele Menschen von einer gleichen Erkrankung betroffen sind, so sind sie in sich und ihrer Symptomatik und vor allem in ihren persönlichen Lösungswegen sehr individuell.
Passend dazu fand ich ganz am Anfang folgendes kurze Zeilen:
Vielleicht musste ich erst die Orientierung verlieren,
um klar zu sehen.
Um zu mir zu finden.
Um zu erkennen, dass alles,
was ich brauche, schon da ist.
Schon in mir ist.
Es ist ein sehr gehaltvolles und wertvolles Buch, was anderen Erkrankten einmal mehr zeigt, dass sie nicht alleine sind und ermutigt, für sich einzustehen und seinen individuellen Weg zu gehen.
Auch Angehörigen als auch Fachpersonal empfehle ich gerne solche Bücher von sogenannten Erfahrungsexpert*innen, da sie eine wertvolle Ergänzung zu Fachbüchern leisten.
Für mich ist es kein Buch, was ich mal eben so an drei Abenden oder so nebenbei verschlinge, da ich es mich oftmals emotional berührte und ich meine Zeit brauchte, um die Informationen zu verarbeiten – sei es emotional oder eben fachlich.
Doch ein gutes Buch ist meiner Meinung nach nicht dadurch gekennzeichnet, ob man es in einem Rutsch lesen kann oder nicht, sondern vor allem dadurch, ob man ein zweites oder drittes Mal reinschauen würde – und das hat Bettina Kilb mit ihrem Erstlingswerk geschafft. Ich denke, es ist ein hilfreiches Buch, um auch manche Themen einfach später nochmal nachzuschlagen.
Daten zum Buch
Name: Als ich aufhörte, mich zu bekämpfen und mich selbst an die Hand nahm
Autorin: Bettina Kilb
Verlag: tredition GmbH
Sprache: deutsch
Seiten: 292
Format: Taschenbuch
ISBN-10: 978-3347114357
Erscheinungsdatum: 2020
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[unbezahlte Werbung, das Buch erhielt ich kostenfrei als Rezensionsexemplar]
1 Kommentar zu „Bettina Kilb – Als ich aufhörte, mich zu bekämpfen und mich selbst an die Hand nahm“
Hi Nora, ich habe deinen Blog entdeckt was mich freut und vor allem die Themen über die du schreibst. Denn ich bin auch selbst psychisch erkrankt an Psychose – Schizo – affektive Störung, Depressionen und PTBS. Ich schreibe dazu auch in meinem blog was ich sehr entlastend finde. Fein wenn du auch Büchertips schreibst, ich tue mich seit der Psychose schwerer mit der Konzentration, aber bei flüssigen gut geschriebenen halte ich sie eine Weile.
Danke für deinen Mut.
Mit herzlichen Grüßen
Bernadette /Doris