Vor Kurzem schrieb ich, dass ich über den Urlaub mit einer psychischen Erkrankung und inzwischen bin ich wieder angekommen: In meinem Alltag mit psychischer Erkrankung. Während ich das schreibe, frage ich mich mal wieder, inwieweit ich mich krank fühle. Und ob das überhaupt so ein schwarz-weiß-Bild sein muss. Ganz oder gar nicht? Geht´s nicht auch ein bisschen? Wenn ich Schnupfen habe, ist mein Bein ja (meistens) voll in Ordnung. Und wenn ich Bauchschmerzen habe, tun mir eher selten die Ohren weh. Kann ich mich nicht um eines kümmern, während alles andere voll in Ordnung ist?
Psyche & Selbstfürsorge
Seit längerem habe ich keine Symptome von der Depression mehr, noch länger ist es her, dass ich Panikattacken hatte. Zugleich bin ich in Therapie – ich habe starke Verlustängste, Katastrophengedanken, einen Kontrolltick und bearbeite mit meiner Therapeutin schwierige bis traumatische Erlebnisse. Das ist eine Menge – und doch macht mich so so viel mehr aus, als das ich „nur“ die psychisch Kranke bin.
Die Erkrankung ist Teil meines Lebens, aber eben nur ein Teil. Manchmal nimmt dieser Teil einen größeren Raum ein, manchmal überwiegt „das andere“ Leben. Und weil ich seit längerem nicht akut in einer Krise bin, tat mir der Urlaub gut. Ein wesentlicher Unterschied – Urlaub in akuten Krisen verschlechterte meinen Zustand oftmals, weil ich die ganzen schwierigen Gefühle und Gedanken nicht einfach zu Hause lassen konnte. Im Gegensatz zu unseren Haustieren gab es für diesen keinen Sitter. Zudem verspürte ich im Urlaub früher oft den Druck, mich freuen zu müssen – immerhin war dort die Landschaft, das Wetter und das Essen so toll. Es war ein schlichtweg zu krasser Kontrast im Außen und meinem Inneren.
Der letzte Urlaub war anders – ich war anders. Denn ich fühle mich seit einigen Jahren auf verschiedenen Ebenen genesen, kann mit vielen schwierigen Gefühlen inzwischen besser umgehen (work in progress), weiß mir in kriseligen Situationen schneller und gezielter zu helfen und habe mich – vor allem auch durch die Therapie – ziemlich gut kennengelernt. Stichwort Selbstfürsorge und Selbsthilfe.
Mein Psychiater sagte während einer meiner zahlreichen Krisen mal zu mir:
„Und wenn Sie nachts um 2 Uhr einen heißen Kakao trinken wollen, dann machen Sie es einfach. Hören Sie mehr auf Ihr Bauchgefühl, vielleicht auch auf Ihr Inneres Kind und probieren Sie sich in dem aus, was IHNEN gut tun könnte.“
Okay, den Kakao tauschte ich kurzerhand gegen ne Pizza – aber alles andere? Null Plan. Was tut mir gut? Was mag ich? Was brauche ich zur Genesung oder aber um eine gewisse Stabilität zu erhalten?
Meine eigentlichen Ursachen der Depression und Angststörung, u.a. schwierige Erlebnisse aus der Kindheit, dysfunktionale Bezieh-ungsmuster und traumatische Erfahrungen, arbeitete ich später in Gesprächen mit einer Therapeutin auf (bzw. bin hier und da noch dabei). Aber:
Die eigentliche Therapie ist das, was zwischen der Therapie stattfindet.
(Netzfund)
Nur zur Psychotherapie zu gehen, reicht(e) nicht
Es reicht(e) nicht, einmal die Woche mit der Psychotherapeutin zu sprechen – ich musste die Dinge auch umsetzen. Selbstfürsorge und individuelle Selbsthilfe-Strategien kamen in mein Leben. Jene, die ich heute noch nutze, um mein Level der Genesung zu halten, um mich weiter zu entwickeln und um eine Verschlimmerung einer möglichen Krisen zu verhindern.
Ein so wichtiger Punkt: Wir alle erleben Krisen. Das ist total menschlich. Vor allem, weil Krisen nicht per se pathologisch, also krankhaftes, sind. Wenn ich enormes Herzklopfen habe, dann ist es in meinem aktuellen Status möglich, dass ich total aufgeregt bin wegen eines Termins – das bedeutet aber nicht, dass ich einen Rückfall in eine Panikattacke erlebe. Es ist total normal, dass ich manchmal Grübeleien wegen meiner Selbstständigkeit habe, die noch in den Kinderschuhen steckt – aber es bedeutet nicht, dass ich auf dem Weg in eine Depression bin.
Nicht jede einzelne Beschwerde ist direkt Symptom einer Erkrankung. Etwas, was auch bei mir gedauert hat, bis ich das klar differenzieren konnte. Hierbei unterstütze mich Achtsamkeit und wiederum Selbstfürsorge und Selbsthilfe-Strategien.
In dem Sinne, dass ich lernte, alltägliche Beschwerden von wirklichen Symptomen zu abzugrenzen und rechtzeitig selbst zu intervenieren. Und dazu gehörte auch, meinen Blick etwas zu erweitern und in mir mehr zu sehen, als nur die Erkrankung. Dazu ein anderes Mal noch mehr.
„Nora, was half Dir aus der Depression und Angststsörung?“
Diese Frage erreicht mich oft via Mail oder in der Peer-Beratung. Neben der Therapie ist und waren dies individuelle Selbstfürsorge- und Selbsthilfe-Strategien, die ich mittlerweile in in Beratungen und Workshops weitergebe – ohne das es eine pauschale Lösung ist. Die gibt es nicht. Aber es gibt Übungen, Methoden und Tools – die ich gerne schon früher gekannt hätte. Und die auch Du kennenlernen kannst.
Online-Workshop zu Selbstfürsorge
Du möchtest mehr auf Dich selbst achten und Dein Wohlbefinden steigern? Dann ist dieser Online-Workshop genau das Richtige für Dich! Hier lernst Du, wie Du Selbstfürsorge praktizieren kannst, indem Du verschiedene Tools an die Hand bekommst – die Du im Workshop das erste Mal ausprobierst. Diese Methoden unterstützen Dich im Abbau von Stress, bei der Abgrenzung von Emotionen anderer Menschen als auch dem Akzeptieren eigener (schwieriger) Gefühle. Du erfährst auch, wie du Selbstfürsorge in Deinen Alltag integrieren kannst, um Deine Lebensqualität zu verbessern.
Du enthältst:
90 minütige Aufzeichnung des Workshops vom 28.07.23
22-seitiges Workbook (pdf)
6 Selbsthilfe-Übungen als Audio-Dateien zum Download
Spare 15 % mit dem Rabattcode „gedankenreisen15“
Die Methoden sind eine Inspiration, was Du selbst tun kannst und wie Du Selbstfürsorge mehr in Deinen Alltag integrierst. Neben den Übungen und Tolls erhältst Du im Wokbook auch einen Selbstfürsorge-Planer als auch eine Selbstfürsorge-Motivation. Denn das Kennenlernen von Methoden ist das eine, dranbleiben und in die Umsetzung kommen, das andere.
Zugleich ist es wichtig zu bedenken, dass Selbstfürsorge NICHT bedeutet, 24/7 achtsam zu sein und sich und sein Leben zwanghaft zu optimieren. Wenn Du früh um 6 erstmal 3km Joggen gehst, weil es Dir gut tut – mach es. Wenn Du jeden Abend einen heißen Kakao magst – trink ihn. Aber mach es, weil es DIR gut tut. Und nicht, weil 10 Insta-Coaches Dir das gesagt haben.
Selbstfürsorge ist kein pauschales Allheilmittel, was für alle gleich ist. Sondern bedeutet, dass zu tun, was einem selbst gut tut – und das darf auch mal unkonventionell sein.
In dem Online-Workshop „Selbstfürsorge lernen: Praktische Übungen für Dein Wohlbefinden“ lernst Du Tools aus den Bereichen Achtsamkeit, Resilienz und Imagination für Deinen Alltag kennen – aber wichtiger ⚠️ Disclaimer⚠️: Pizza und Kakao sind nicht mit inbegriffen.