Verlustangst – die schwarze Wolke über mir

In den letzten zwei Wochen mussten einige Freunde bzw. Bekannte in meinem Umfeld Abschied von ihrem geliebten Haustier nehmen, was mich mehr als betroffen gemacht hat.

Auch mein Freund und ich bzw. unser Tierarzt kämpften Montagnacht um das Leben eines unserer Frettchen, was mich zusätzlich schockiert hat. All dies verstärkt meine Verlustangst noch mehr in mir.

Unserem kleinen Mann geht es inzwischen wieder besser – er spielt, frisst und kann wieder auf Toilette gehen (ich hab mich noch nie so sehr über ein Häufchen von ihm gefreut!) … doch die Verlustangst schwebt wie eine Wolke über mir.

Angst. Ich habe einfach Angst, wieder jemanden zu verlieren, den ich liebe.

Vorrangig ist meine Verlustangst auf meine Tiere bezogen – auf meine Lebenshelfer mit der kalten Schnauze.

Glücklich machen die Dinge und Menschen, die man liebt – das verstehen die meisten.

Doch wie sehr einen der Boden unter den Füßen wegrutscht, wie sehr man innerlich qualvoll zerreißt, wenn es eben dieser geliebten Person oder dem geliebten Tier schlecht geht oder es sogar stirbt, das verstehen die wenigsten.

Zumindest, wenn es sich um Tiere handelt. Zumindest in meinem Umfeld.

Viele sind auf den Inhalt meiner Nachricht oder meiner Aussage am Telefon gar nicht drauf eingegangen. Das Thema wurde gewechselt, als hätte ich die banale Aussage getroffen, es regne bald. Dabei hätte ich mir ein wenig Verständnis und Empathie gewünscht. Ein einfaches „Gute Besserung“ hätte mir doch schon gereicht.

Von wenigen anderen habe ich dies auch erhalten, wofür ich sehr dankbar bin!

Eben mit diesen Freunden, kann ich meine Trauer und Angst auch teilen. Es hilft mir, die Gefühle mehr zu vergegenwärtigen, sie rauszulassen. Ich bin dadurch mit meinen Emotionen und mir ein bisschen weniger allein.

Das Weinen befreit, damit kann ich meiner Trauer Ausdruck verleihen, die keine Grenzen kennt. Mit dem Weinen kann ich etwas von mir rauslassen, auch wenn ich damit noch nicht loslassen kann.

Loslassen – mir fällt es schwer, den Tod der anderen Tiere zu akzeptieren, auch wenn ich sie teilweise noch nie gesehen habe. Diese Todesfälle und vor allem auch die Nacht, in der wir um das Leben unseres Frettchens bangten, liegt mir schwer auf der Seele.

Als ob mein Herz in einer Knoblauchpresse liegt und jemand zudrückt, zerquetscht die Angst mein Herz.

Und so sitze ich hier, schreibe diese Zeilen während meine Kleinen vor sich hinschnarchen und frage mich, wie ich mich auf den Tag vorbereiten soll, der irgendwann mal kommen wird.

Der Tag, den ich nicht erleben möchte.

Der Tag, an dem ich ein Teil meines Glücks ziehen lassen muss.

Der Tag, an dem ein neues Loch in meinem Herzen entsteht.

Der Tag, an dem ein Teil in mir stirbt.

Der Tag, von dem ich nicht weiß, wie ich ihn überleben soll.

Bildquelle: pixabay.com

Und nun?

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Die Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung sind für Betroffene und Angehörige allgegenwärtig. Mutmachleute bewirken ein Umdenken in der Gesellschaft, denn psychisch kranke Menschen haben keine Lobby! Wir geben ihnen eine Stimme, damit sie heraustreten können aus ihrem Schattendasein.

Erfahrungen & Bewertungen zu Nora Fieling

7 Kommentare zu „Verlustangst – die schwarze Wolke über mir“

  1. Liebe Nora

    Ich bin durch Zufall auf Deinen Blogbeitrag gestossen, als ich über Verlustangst googelte.
    Mit jeder Zeile mehr die ich las, erkannte ich mich selbst in Deinen Worten.
    Auch meine Verlustangst bezieht sich hauptsächlich auf Tiere. Ich habe zwei 16 jährige Katzen, Bonnie und Clyde. Sie sind Geschwister und ich habe sie schon seit sie ein halbes Jahr alt sind.
    Sie sind für mich viel mehr als nur Mitbewohner, nein, sie sind ein Teil von mir.
    Was leide ich immer mit, wenn es meinen Stubentigern mal nicht gut geht. Habe Angst, sie dieses Mal endgültig zu verlieren.
    Gerade jetzt geht es meinem Kater gar nicht gut. Er hat Altersdiabetes und eine Schrumpfniere. Er ist ein grossartiger Kämpfer und geht unglaublich gut damit um. Aber ich weiss auch, dass das nicht ewig so bleiben wird. Irgendwann wird auch die gesunde Niere versagen und vor diesem Tag habe ich so grosse Angst, dass ich Nachts oft nicht schlafen kann. Einfach aus Verlustangst. Dann liege ich oft im Bett und weine wie ein kleines Kind. Einfach aus dem Gedanken heraus, eines Tages endgültig Abschied zu nehmen. Wenn es jetzt schon so schlimm ist, muss es – wenn es tatsächlich mal eintritt – ja noch viel schlimmer sein! Das macht mir noch mehr Angst.
    Meine Katzen haben und geben mir unendlich viel Liebe. Oft mehr als es Menschen können. Und genau diese Menschen in meinem Umfeld verstehen mein Verhalten erst recht nicht. Es ist niemand da, dem ich mich öffnen kann oder mich wirklich versteht. Niemand der nachfühlen kann, wie schlimm es für mich werden wird, wenn beide gehen mussten. Diesen Tag will ich einfach nicht erleben!

    Du schreibst. dass du nicht weisst, wie du dich auf diesen Tag vorbereiten kannst. Das frage ich mich auch. Ich glaube, dass kann man gar nicht. Ich habe mir diese Frage auch immer und immer wieder gestellt. Aber schlussendlich habe ich bis jetzt keine Lösung gefunden.

    Ich dachte früher, dass ich mich auf alles vorbereiten kann. Aber als ich vor über 10 Jahren wegen eines schweren Verlustes an schweren Depressionen erkrankt bin, war ich mir da nicht mehr so sicher. Ich wurde sensibler und äusserst emphatisch.

    *Es sind ja nur Tiere“ oder „Wenn ein Mensch stirbt ist es doch schlimmer“ Solche und ähnliche Aussagen musste ich mir schon anhören. Einige waren sogar selbst Tierhalter.
    Nur wissen diese Menschen nicht, dass es mich schon lange nicht mehr geben würde, wären da nicht Bonnie und Clyde gewesen. Ich konnte mich nicht feige davonstehlen und sie einfach zurücklassen! Das hat mir wieder Kraft gegeben und genau aus diesem Grund habe ich so Angst vor dem Verlust. Angst, dass ich dann auch endgültig zerbreche….

  2. Ich habe alles gelesen in der Hoffnung es würde mir Kraft geben ich leide Zeit Monaten und weiß nicht wie ich mit allem umgehen soll mein Sohn ist drogenabhängig ich hab ihn jetzt auf Druck meiner Familie in eine Obdachlosenunterkunft gebracht ich weiß das er leidet und ich leide so sehr das ich nicht weiß wie lange ich das noch schaffe ich kann dem Leben nichts schönes mehr abgewinnen

  3. Pingback: Depression: Frische Luft ist manchmal schlecht |

  4. Liebe Nora, ich kenne all diese Gefühle die in Deinem Bericht schreinst, den Schmerz den man fühlt weil man ohnmächtig ist helfen zu können und den Schmerz wenn man erkennen muss, dass man vielleicht etwas verliert, woran das Herz gehangen hat. Wo es aufblühen durfte und das einem immer wieder das Gefühl der wahren Freude gab. Du hast das Geschenk bekommen es weiterspüren zu dürfen, was etwas wunderbares ist.
    Ich wünschte mir auch einmal es spüren zu dürfen, nur leider soll es bei mir wohl eher nicht so sein. Deswegen bewahre Dir dieses Gefühl auf, halte es fest und nutze es für die Momente, wo es wieder dunkle Wolken gibt, damit die Sonnenstrahlen wenigstens die chance haben ein klitzekleines Stück indurch strahlen zu können durch die starken schwarzen wolken, um die dunkle Farbe ein wenig heller zu machen. Dir einen ruhigen Tag wünscht Relax.

    1. Liebe Relax,

      vielen Dank für Deine Zeilen! Du beschreibst es so schön und treffend – „… wo das Herz aufblühen durfte und das Gefühl der wahren Freude …“ Ja, dass stimmt und ja, es ist ein Geschenk, es nun weiterspüren zu dürfen!

      Magst Du schreiben, wie Du das meinst, dass es bei Dir wohl eher nicht so sein soll?

      Liebe Grüße,

      Nora

      1. Liebe Nora,

        bei mir ging es um das Thema endlich eine Familie zu finden. Erst meine leibliche Familie dann meine Adoptivfamilie welche allesammt den Entsvhluss gefasst haben mich nicht als ihr Teil akzeptieren zu wollen. So dass ich jahrelang etwas gesucht habe und feststellen musste, das ich so etwas nie erhalten werde, eine Familie die sich untereinander Schutz, Geborgenheit und Liebe gibt. Inzwischen habe ich es aufgegeben so etwas je erhalten zu dürfen. Dir einen ganz lieben Gruß

        1. Das ist unglaublich hart und traurig 🙁

          Ich bin noch dabei, meinen Wunsch und Hoffnung bei meiner Familie abzulegen, doch so recht will es noch nicht klappen. Es braucht Zeit :/

          Andererseits habe ich einige sehr gute Freunde und auch meinen Partner mit seiner Familie, wo ich mich sehr wohl und geschätzt und respektiert fühle – ich wünsche Dir, dass auch Du auf Deine Weise diese Erfahrung machen kannst und wirst!

          Liebe Grüße,

          Nora

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